Hitze
Sommer 2003
Der Sommer 2003 war sehr viel heisser als jeder andere Sommer der Messreihe, die für Genf bis ins Jahr 1753 und für Basel bis 1755 zurückreicht. In den wärmsten Gebieten der Niederungen entsprach das Temperaturmittel von 23 bis 25˚C den klimatischen Verhältnissen von Rio de Janeiro, und die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen erreichten örtlich Werte von 30˚C und mehr. Im Flachland wurden 74 bis 83 Sommertage gezählt, in Lugano sogar deren 90.
Die bisher heissesten Sommer der Messperiode 1753-2002 waren die Sommer 1947 und 1994. Sie übertrafen die normale Sommertemperatur um etwa 2,5˚C. Der Sommer 2003 war nun 4°C bis 5.5˚C heisser als normal. Klimahistorisch war nur der Sommer 1540 vergleichbar. Damals soll die Sommerhitze so viel Wasser aus dem Bodensee verdunstet haben, dass der Rhein weiter abwärts durchwatet werden konnte.
Der Sommer 2003 war bezüglich der beobachteten Lufttemperatur äussert extrem. Um das wirkliche Ausmass dieses heissen Sommers bestimmen zu können, war es nötig, die Temperaturwerte aus früheren Jahren zu homogenisieren. Dies vor allem darum, weil besonders bei den Tageshöchsttemperaturen mit dem früheren Messverfahren speziell an sonnigen und heissen Tagen zu hohe Werte gemessen wurden. Hier konnten an schönen Tagen bis zu 3 Grad zu hohe Werte gemessen werden. Dadurch ergäbe sich ein falsches Bild der früheren Sommertemperaturen, besonders was die Hitzerekorde und die Anzahl Sommer- und Hitzetage anbelangt. Mit den unhomogenisierten Werten würde zum Beispiel für Basel immer noch der Wert vom 2. Juli 1952 mit 39.0°C gelten. Mit dem heutigen Messverfahren wären hier an diesem Tag zirka 37.3°C gemessen worden, womit es damals also deutlich weniger heiss war als am 13. August 2003 mit 38.6°C. Mit den homogenisierten Temperaturdatensätzen wurde ersichtlich, dass der Sommer 2003 mit Abstand der heisseste Sommer seit Messbeginn war. Ausserordentlich waren besonders die mittleren Monatsmaxima in den Niederungen beidseits der Alpen. Die Monate Juni und August waren besonders heiss, während der Juli zwar auch sehr warm war, aber keinen neuen Rekord brachte. Die mittleren Maxima überschritten sowohl im Juni 2003 wie im August 2003 an einigen Stationen beidseits der Alpen die 30°C-Marke. In Basel betrug das mittlere Maximum im Juni 30.0°C, im August 2003 sogar 31.2°C. An dieser Station wurde zuvor noch in keinem Monat 30.0°C überschritten. Das bisher höchste mittlere Maximum datiert vom heissen Juli 1983 mit 29.5°C. Im Sommer 1947, der als Jahrhundertsommer galt, lagen die mittleren Maxima der homogenisierten Daten im Juli und August bei ungefähr 28°C. Auch auf der Alpensüdseite übertraf der Sommer 2003 alle bisherigen Rekorde deutlich. In Lugano kletterte das Thermometer am Nachmittag im Durchschnitt im Juni auf 29.9°C und im August auf 30.9°C. Der bisher heisseste Juni im Jahre 1945 brachte es bloss auf zirka 26.6°C. Im August lag der bisherige Rekord im Jahre 1991 bei 28.6°C. Auch bei der Anzahl der Sommertage und Hitzetage schwingt der Sommer 2003 weit oben heraus. Im Normalfall werden in den tiefsten Lagen des Mittellandes und im Juranordfuss zirka 40 Sommertage verzeichnet. Im Jahr 2003 waren es über 90 solche Tage. Damit wurden die bisherigen Rekordwerte um 10 bis 20 Tage überboten. Im Mittel- und Südtessin, wo man im Durchschnitt etwa an 55 Tagen mehr als 25 Grad erwarten kann, gab es im Sommer 2003 110 Sommertage. Die Sommer 1945 hielt mit knapp 100 Sommertagen der bisherige Rekord. Auch auf 1000 Meter Höhe war die Anzahl der Sommertage extrem hoch. In Elm am östlichen Alpennordhang werden im langjährigen Mittel nur an 9 Tagen über 25°C erreicht, im Jahre 2003 war dies 55 Mal der Fall. In Piotta in der oberen Leventina, wo im Schnitt mit 18 Sommertagen gerechnet werden darf, waren es 61 Tage. Auch bei den Hitzetagen zeichnet sich der Sommer 2003 als der extremste Sommer aus. Im langjährigen Mittel werden im östlichen Mittelland und in den tiefen Lagen der Alpensüdseite zirka 3 Hitzetage verzeichnet. Im Jahre 2003 wurden im östlichen Mittelland zirka 30, in den Niederungen der Alpensüdseite zirka 50 solcher Tage registriert. Die höchste Anzahl von Hitzetagen betrug im östlichen Mittelland und im Mittel- und Südtessin bisher zirka 20 Tage. Neben den sehr hohen durchschnittlichen Höchsttemperaturen wurden aber an einigen Stationen auch die bisherigen Hitzerekorde gebrochen. In Zürich, wo das bisherige Maximum im Juli 1983 mit 35.8°C und im Juli 1947 mit dem homogenisierten Wert von ebenfalls zirka 35.8°C gemessen wurde, hatte es im August 2003 36.0°C. Auch in Basel war es mit 38.6°C 0.2°C heisser als bei den bisherigen Höchstwert vom Juli 1983 und Juli 1921 (homogenisierter Wert). In Bern wurde das bisherige Maximum von 35.9°C im Jahre 1947 mit 37.0°C im August 2003 deutlich überboten. Im Weiteren gab es einen neuen gesamtschweizerischen Hitzerekord. Mit 41.5°C wurde am 11. August 2003 unter Nordföhneinfluss im südbündnerischen Grono die damals gültigen (homogenisierten) Rekordwerte von Genf mit 38.5°C aus dem Jahre 1921 und 38.4°C in Basel von 1983 überaus deutlich gebrochen. Dies gilt auch dann, wenn berücksichtigt wird, dass die Station Grono infolge der speziellen Lage ca. 1.5°C höhere Temperaturen als in der näheren Umgebung gemessen werden. Demgegenüber wurden in höheren Lagen praktisch keine neuen Hitzerekorde verzeichnet. Dies gilt vor allem für mittlere und höhere Berglagen am Alpennordhang. Hier war es zumeist im Juli 1983 noch wärmer, was zu einem Teil auf die damals herrschende Föhntendenz zurückzuführen war. Es scheint nach bisherigem Kenntnisstand generell so zu sein, dass bei absoluten Hitzerekorden in den Alpentälern und am Alpenrand in vielen Fällen der Föhn mitwirkt. Dies gilt sowohl nördlich wie südlich der Alpen. In den föhnfreien Gebieten werden Hitzerekorde meistens durch die Kombination von Zufuhr von sehr warmen Luftmassen und hoher Sonneneinstrahlung erzielt.
Hitzetage
Die durchschnittliche Anzahl der Hitzetage wurde überall, wo solche Tage überhaupt vorkommen, deutlich überschritten. In den Niederungen wurden im Jahre 2003 etwa gleich viele Hitzetage registriert wie in einem Normaljahr Sommertage. Auch in mittleren Berglagen von 1000-1300 Metern Höhe wurden im Jahr 2003 immer noch fast so viele Hitzetage gezählt wie in einem Durchschnittsjahr Sommertage. Dementsprechend extrem war die Anzahl der Hitzetage in diesen Höhenlagen. So gab es in La Chaux-de-Fonds 9 und im 1298 Meter gelegenen Scuol sogar 19 Hitzetage. Oberhalb von 1300 bis 1600 Meter wurden auf der Alpennordseite demgegenüber im Jahre 2003 keine Hitzetage registriert. Dies war im Juli 1983 anders. Damals kletterte das Thermometer beispielsweise auf dem Napf und Adelboden einmal auf über 30°C, in Adelboden mit 32.2°C sogar deutlich darüber. Auch in Wallis gab es im heissen Juli 1983 in höheren Lagen mehr Hitzetage, stieg doch das Thermometer im Juli 1983 in Ulrichen 5 mal über die Hitzemarke, während dies im Jahre 2003 nur an 3 Tagen vorkam. Auch in Zermatt gab es 1983 4 Hitzetage, im Jahre 2003 nur einen Hitzetag. Wenn die langjährigen Mittelwerte in Betracht gezogen werden, so gab es bei den Hitzetagen überall neue Rekorde. In Zürich gab es im Sommer 2003 27 Hitzetage. Damit wurde der bisherige Rekord von 21 Tagen aus dem Jahre 1947 bei weitem übertroffen. In Basel wurden 2003 41 Hitzetage gezählt, während der bisherige Rekord bei 38 Tagen Basel aus dem Sommer 1947 stammt. Auch die bisherigen Rekorde von Bern und Genf wurden gebrochen. Im Sommer 1947 kletterte das Thermometer in Bern an 27 und in Genf an 32 Tagen über die 30°C-Marke. Im Jahre 2003 gab es in Bern 32 und in Genf sogar 51 Hitzetage. Weitaus am meisten Hitzetage mass man im Vergleich zu früheren Jahren in Lugano. So wurde das bisherige Maximum von 18 Tagen aus dem Jahre 1994 mit 47 Tagen im vergangenen Jahr um fast 30 Tage überboten. Auch in Locarno-Monti, wo man zwar erst seit 1935 misst, fiel der neue Rekord überaus deutlich aus. Der bisherige Rekord, welcher mit 26 Tagen im Jahr 1991 erzielt wurde, wurde im Jahr 2003 mit 56 Tagen um mehr als das Doppelte übertroffen.
Mittlere Monatsmaxima
Der Sommer 2003 brachte auch extreme mittlere Monatsmaxima. So stieg das mittlere Tagesmaximum in Basel im Juni auf 30.5°C, im August wurden sogar 31.2°C erzielt. Dies sind an dieser Station mit Abstand die höchsten mittleren Monatsmaxima. Das bisherige Monatsmaximum datiert vom heissen Juli 1983, damals wurden immerhin auch noch 29.5°C erreicht. An allen übrigen Monaten seit 1901 blieb das mittlere Maximum unter 29.0°C. Sehr heiss wurde es noch im Juli 1921 mit 28.5°C, während im heissen Sommer 1947 der Juli mit 27.5°C und der August mit 28.1°C nicht an die höchsten Monatswerte herankamen. Auch auf der Alpensüdseite waren die Monate Juni und August bezüglich den mittleren Monatsmaxima ausserordentlich. So verzeichnete Lugano im Juni 2003 ein mittleres Tagesmaximum von 29.9°C. Der bisherige Rekord lag bei 29.4°C im Juli 1945, gefolgt von 29.3°C im Juli 1928. Der August 2003 brachte auch in Lugano nochmals einen neuen Rekord. Mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur von 30.9°C wurde der Rekord vom Juni 2003 um 1°C übertroffen. Mittlere Monatsmaxima von 29°C und mehr wurden in Lugano ferner erreicht im Juli 1983 mit 29.1°C und im Juli 1994 mit 29.0°C. Das gleiche Bild ergibt sich für die Station Locarno-Monti, welche allerdings erst seit 1935 in Betrieb ist. Der bisherige Höchstwert wurde im Juli 1945 mit 29.8°C erreicht, gefolgt vom Juli 1994 mit 29.6°C und Juli 1983 mit 29.3°C. Der Monat Juni 2003 übertraf diese Monate mit 31.0°C deutlich. Noch heisser war es auch hier im August 2003 mit 31.4°C.
Absolute Maxima
Das Jahr 2003 brachte vielerorts neue Rekorde. Extrem heiss war auf der Alpennordseite der 13. August 2003. Er brachte in Basel mit 38.6°C einen neuen Höchstwert für die Gebiete nördlich der Alpen. In Zürich mit 36.0°C und in Bern mit 37.0°C wurden ebenfalls neue Höchstwerte gemessen. In Altdorf, wo zuverlässige Messungen der Höchsttemperaturen erst ab 1951 existieren, lag der bisherige Rekordwert im Jahre 1971 bei 35.6°C. Dieser Wert wurde bei Föhn erzielt. Der neue Höchstwert liegt mit 36.5°C fast ein Grad höher und wurde ohne Föhneinfluss erreicht. Dies unterstreicht ein weiteres Mal den äussert extremen 13. August 2003 in den Niederungen der Alpennordseite. Schwierig sind die Vergleiche in grösseren Höhenlagen, weil dort die Extremthermometer vielerorts erst seit 30 bis 40 Jahren existieren. Hier wird aber ersichtlich, dass an den meisten Orten die Höchstwerte nicht erreicht wurden. Die meisten Rekorde stammen in diesen Regionen aus dem Juli 1983. Es war insbesondere im Berner Oberland im Juli 1983 in Höhenlagen ab 1000 Meter deutlich heisser. Die Höchstwerte betrugen in Chateau d’Oex 35.0°C, in Gstaad-Grund 34.0°C und in Adelboden 32.2°C, selbst in Mürren auf 1638 Meter gab es damals mit 30.4°C noch einen Hitzetag. Im Jahr 2003 wurden in Chateau d’Oex mit 33.4°C, in Gstaad- Grund mit 32.0°C sowie in Adelboden mit 29.4°C die bisherigen Höchstwerte klar verfehlt. Auch in der Zentral- und Ostschweiz gab es in diesen Höhenlagen im Allgemeinen keine neuen Höchstwerte. Im Juli 1983 wurden in Elm und Engelberg 32.7°C, auf dem Napf 30.4°C, auf dem Pilatus 27.3°C, auf dem Gütsch ob Andermatt 25.1°C und auf dem Säntis 20.8°C gemessen. Im Sommer 2003 wurden mit 32.6°C in Elm und mit 32.4°C die Höchstwerte zwar nur knapp verfehlt. Bereits auf dem Napf war es mit 29.7°C im Jahre 2003 um fast 1°C weniger heiss und auf dem Gütsch ob Andermatt wurde mit 22.8°C der Rekord von 1983 um mehr als 2°C verpasst. Auch auf dem Säntis war es 1983 fast 2°C wärmer. Noch krasser war es auf dem Pilatus. Hier wurde es im Jahr 2003 nur 22.3°C warm, damit war es 5°C weniger warm als im Juli 1983. Das Gleiche kann im Wallis und in Nord- und Mittelbünden festgestellt werden. Während in Sion mit 37.2°C im Jahr 2003 ein neuer Höchstwert erreicht wurde, war es an fast allen übrigen Stationen 1983 heisser. In höheren Wallis wurden 1983 folgende Höchstwerte gemessen: Ulrichen 32.2°C, Montana 30.6°C, Zermatt 31.9°C und Grächen 31.5°C. Für das Jahr 2003 ergaben sich für Ulrichen 30.5°C, Montana 30.0°C, Zermatt 30.1°C und Grächen 29.5°C. In Nord- und Mittelbünden konnten 1983 ebenfalls extrem Werte festgestellt werden, welche im Sommer 2003 nicht erreicht wurden. In Chur wurden damals 37.5°C, in Disentis 32.9°C, in Davos 29.0°C, in Arosa 26.5°C und auf dem Weissfluhjoch 22.8°C verzeichnet. Auch in dieser Region war die Abweichung auf einer Gipfelstation am höchsten. Auf dem Weissfluhjoch lag im Jahre 2003 die absolute Höchsttemperatur mit 19.6°C mehr als 3°C tiefer als 1983. Für die übrigen Stationen wurden im Sommer 2003 folgende Höchstwerte gemessen: Chur 37.1°C, Disentis 32.6°C, Davos 27.3°C, Hinterrhein 27.2°C sowie Arosa 26.2°C. Auch im Münstertal und im Puschlav wurden die bisherigen Höchstwerte vom Juli 1983 nicht erreicht. In Sta. Maria wurden 1983 30.6°C und in Robbia 33.3°C erreicht. Im Sommer 2003 waren es in Sta. Maria 29.7°C und in Robbia 32.9°C. Demgegenüber war es im August 2003 in Scuol mit 33.1°C etwas heisser als 1983. In früheren Jahren, so zum Beispiel 1957, sind hier Terminwerte von fast 34°C gemessen worden. Diese Werte sind aber sehr zweifelhaft, weil das Zinkblechgehäuse offensichtlich ungenügend gegen Strahlung geschützt war. Im Tessin und Misox wurden im Jahre 2003 vielerorts neue Höchstwerte gemessen. Dies gilt insbesondere für Grono, wo mit 41.5°C ein neuer Schweizerischer Hitzerekord aufgestellt wurde. Auch Locarno-Monti überbot mit 37.9°C den bisherigen Höchstwert von 37.3°C aus dem Jahre 1983. In höheren Lagen ist eine Aussage schwieriger zu treffen, weil dort die Stationen nur seit etwa 30-40 Jahren im Betrieb sind. In Piotta in der oberen Leventina dürfte im August 2003 mit 34.0°C aber dennoch ein neuer Hitzerekord für diese Region erreicht worden sein. Der bisherige Höchstwert von 32.8°C stammt aus dem Jahre 1983. Wenn man mit dem nahe gelegenen Airolo vergleicht, so bleibt dieser Rekord bestehen. In Airolo auf 1143 Meter wurde der höchste Terminwert mit 30.6°C im Jahre 1905 erzielt. Dies ergibt bei einem weiteren Anstieg von 1°C bis zum Temperaturmaximum um zirka 15 Uhr und reduziert auf die Höhenlage von Piotta einen Wert von zirka 32.6°C, was immerhin auch noch extrem für diese Höhenlage ist. In San Bernardino schliesslich wurde im August 2003 mit 27.6°C der Höchstwert vom 28. Juli 1983 mit 27.9°C knapp nicht erreicht. Die in der Datenbank und in den Annalen publizierten 31.0°C vom 27. Juli 1983 sind fehlerhaft und auf einen Ausfall der Ventilation zurückzuführen.
Hitzewelle Juni 2003
Schon im Juni 2003 wurden einige ausserordentliche Hitzephasen beobachtet. Da die Hitzephasen nördlich und südlich der Alpen oft nicht zum gleichen Zeitpunkt stattfinden, werden sie gesondert behandelt. Zuerst wird auf die ausgeprägtesten Hitzephasen der Alpennordseite näher eingegangen. Hier waren 3 Tage besonders heiss, nämlich der 14. Juni 2003, der 23. Juni 2003 und der 30. Juni 2003. Am 14. Juni 2003 lag die Schweiz an der Nordwestflanke eines ausgeprägten Höhenhochs über dem Mittelmeerraum. Durch die damit verbundenen südwestlichen Winde gelangten vorerst sehr warme und trockene Luftmassen in den Alpenraum. Die höchsten Temperaturen erreichten auf der Alpennordseite 32°C bis 34°C. Speziell zu erwähnen ist der 23. Juni 2003. An diesem Tag lag ein Höhenrücken über Südeuropa. Er erstrechte sich bis zu den Alpen. Seine Achse verlief knapp östlich der Schweiz. Damit herrschten im Alpenraum südwestliche Winde vor, welche sehr warme Luft gegen die Alpennordseite führten. Die uneingeschränkte Sonneneinstrahlung vermochte die Atmosphäre derart zu erwärmen, dass der Südwestwind bis in Bodennähe durchgreifen konnte. Damit konnten in den Niederungen für den Juni sehr hohe Temperaturen verzeichnet werden. Im Mittelland und am Juranordfuss gab es 34°C bis 36°C. Ebenfalls sehr heiss wurde es in Chur. Hier wehte der Föhn, was die Temperatur auf 35.9°C steigen liess. Etwas weniger heiss war es auf der Alpensüdseite. Hier war es zum Teil bewölkt. Somit erreichten die Temperaturen nicht ganz die Höchstwerte der Alpennordseite. Immerhin gab es allerdings in Locarno-Monti 32.7°C. Am 30. Juni 2003 lag die Schweiz auf der Rückseite eines Höhenrückens in einer Südwestströmung. Damit wurden einmal mehr sehr warme Luftmassen in den Alpenraum geführt. Zudem setzte in den nördlichen Alpentälern der Föhn ein. In Altdorf wurden 33.8°C verzeichnet und in Glarus gab es sogar 35.0°C. Heisser war es in Glarus bis zu diesem Tag einzig am 11. Juli 1984, als ebenfalls mit Föhn 35.6°C gemessen wurden. Auf der Alpensüdseite war es vom 10. Juni 2003 bis 16. Juni 2003 aussergewöhnlich warm. Obwohl bis zum 13. Juni 2003 meist südwestliche Höhenwinde wehten, welche für das Tessin in der Regel keine Höchstwerte bringen, waren die Tagesmaxima bemerkenswert. In Locarno-Monti konnte zum Beispiel am 12. Juni 2003 35.1°C gemessen werden, was sonst nur bei Nordföhn erreicht wird. Grund für dieses aussergewöhnliche Verhalten der Temperatur war höchstwahrscheinlich die ausgeprägte Trockenheit. Die ganze Sonneneinstrahlung wurde, weil praktisch nichts mehr zum Verdunsten da war, in fühlbare Wärme umgewandelt. Damit konnte die Temperatur für diese Wetterlage auf aussergewöhnliche Werte steigen. Besonders ausgeprägt war dies im mittleren Tessin der Fall. Im Südtessin, wo es zuvor mehr Niederschläge gab, erreichten die Temperaturen nicht derart hohe Werte. So wurden am 12. Juni in Stabio mit 33.1°C 2°C tiefere Werte als in Locarno-Monti registriert. In Normalfall erreicht Stabio im Sommer ähnliche Temperaturen wie Locarno-Monti.
Hitzewelle Juli 2003
Da der Juli 1983 bis zum Jahre 2003 zumindest auf der Alpennordseite der heisseste Monat war und gegen Ende Monat eine extreme Hitzewelle brachte, soll hier näher auf ihn eingegangen werden. Vom 11. 2003 bis 15. Juli 2003 lag die Schweiz im Bereiche von bis in grosse Höhe sich erstreckenden trockenen Warmluftmassen, was sich in einem ausgeprägten Höhenrücken äusserte. Dieser Höhenrücken erstreckte sich ausgehend vom Mittelmeer über die Alpen bis nach Mitteleuropa und erreichte zeitweise sogar Skandinavien. Bis am 13. Juli 2003 lag die Schweiz noch auf der Vorderseite der Achse des Höhenrückens. Das Bodenhoch über der Nordsee steuerte mit einer Bisenströmung zuerst noch nicht extrem warme Luft zur Alpennordseite. So wurden in Zürich MeteoSchweiz beispielsweise am 13. Juli 2003 nur 28°C gemessen. Wesentlich wärmer war es an diesem Tag mit 33.0°C in Genf. Sehr hohe Temperaturen gab es aber damals vor allem im Nordtessin. In Piotta auf 1000 Meter wurde mit Nordföhn 31.8°C verzeichnet, in Comprovasco auf 575 Meter waren es sogar 34.7°C. Am 14. Juli 2003 verlagerte sich das Bodenhoch etwas nach Osten und führte aus Osten bis Südosten feuchtere Luft zur Alpensüdseite. Im Mittel- und Südtessin stieg das Thermometer ohne Sonne nur noch auf 25°C an. Nördlich der Alpen hingegen wurde es bei windstillen Verhältnissen wärmer als am Vortag. Den Höchstwert verzeichnete Genf mit 33.7°C, aber auch in Sion gab es 33.5°C. Im östlichen Mittelland, wo die Bise die Temperaturen noch etwas dämpfte, reichte es an den meisten Orten nicht für einen Hitzetag. Am 15. Juli 2003 war dann das Hoch nach Osten abgezogen, und auf der Vorderseite eines flachen Bodentiefs drehten die Winde allmählich auf Südwest. Damit gelangte einmal mehr sehr warme Luft zu den Alpen. Im Schweizerischen Mittelland und im Wallis wurden verbreitet 32°C bis 34°C erreicht. Am heissesten war es wiederum in Genf, wo das Quecksilber bei 35.3°C stehen blieb. Auf der Alpensüdseite war es deutlich weniger warm, weil die am Vortag eingeflossene feuchte Luft nur teilweise ausgeräumt wurde. Hier wurde die Hitzemarke von 30°C nicht erreicht. Am 16. Juli 2003 verstärkten sich auf der Rückseite des nach Osten abziehenden Höhenrückens in der Höhe die südlichen bis südwestlichen Winde. Auf der Vorderseite einer Kaltfront setzte sich in den nördlichen Alpentälern der Föhn durch. In Altdorf wurde dabei mit 35.3°C ein sehr hoher Wert verzeichnet. Bis zu diesem Datum war es in Altdorf nur 1971 wärmer, als mit Föhn 35.6°C gemessen wurden. Die Temperaturhöchstwerte von Altdorf vor 1951 sind praktisch unbrauchbar (Schüepp, 1968), weil das Extremthermometer am späten Nachmittag von der Sonne beschienen wurde. Am 19. Juli 2003 verlagerte sich ein weiterer Höhenrücken über die Alpen nach Osten. Mit voller Sonneneinstrahlung gab es in der Westschweiz, im Wallis und auf der Alpensüdseite bereits bis 33°C. In Genf wurden sogar 35.4°C gemessen. Am 20. Juli 2003 gelangte die Schweiz wie schon mehrmals in diesem Sommer in südwestliche Höhenwinde, welche aber auch in den Niederungen sehr heisse Luft zur Alpennordseite brachten. Am heissesten war es in Genf, wo mit 37.8°C der bisherige Höchstwert aus dem Jahre 1921 von 38.5°C nur knapp verfehlt wurde. Aber auch in Basel, Buchs-Aarau und Chur wurden über 36°C verzeichnet. Wie bei solchen Lagen typisch, war es im Tessin weniger heiss. Hier lagen die Höchstwerte bei etwa 32°C. Am 21. Juli 2003 erstreckte sich in grosser Höhe ein Hoch vom Atlantik bis zu den Britischen Inseln. Ein zweiter, noch kräftigerer Hochdruckrücken bedeckte das westliche Mittelmeer. Dazwischen befand sich über der westlichen Iberischen Halbinsel ein Höhentief. Der Alpenraum war dem Höhenhoch über dem westlichen Mittelmeer angeschlossen und lag zunächst knapp östlich dessen Achse innerhalb westlicher bis nordwestlicher Höhenwinde. Im Bodendruckfeld erstreckte sich, bedingt auch durch die relativ kühlen Meeresoberflächen, vom Atlantik her ein recht kräftiges Hoch über die Britischen Inseln bis zur Nordsee. Dadurch stellten sich in den unteren Luftschichten vorübergehend nördliche Winde ein, welche den Alpenkamm zu überqueren vermochten und auf der Alpensüdseite etwas Nordföhn auslösten. Durch die klare Sicht und die diabatische Erwärmung kletterte das Thermometer im Mittel und Südtessin auf 36°C bis 37°C, während es nördlich der Alpen infolge der stabilen Schichtung des erwähnten Bodenhochs nur gerade für etwa 27°C reichte. Auf den 22. Juli 2003 verband sich das Höhentief über Spanien mit der Zone von tiefem Luftdruck nördlich der Polarfront. Es bildete sich damit ein Höhentrog aus, welcher sich vom Atlantik knapp westlich der Britischen Inseln bis zur Westküste von Spanien erstreckte. An der Ostseite dieses Höhentroges stiess in der Höhe aus Süden sehr warme nach Norden vor. Dadurch verstärkte sich der Höhenrücken über dem westlichen Mittelmeer und dehnte sich weiter nach Norden aus. Im Bodendruckfeld wurde das recht kräftige Hoch über den Britischen Inseln abgebaut, so dass die nördlichen Bodenwinde auf den 22. Juli 2003 zu Ende gingen. Die Achse des Höhenrückens wanderte am 23. Juli 2003 allmählich nach Osten, die Schweiz gelangte mehr und mehr auf die Rückseite in den Bereich von südwestlichen Winden, welche die Temperatur auch nördlich der Alpen wieder deutlich über die 30°C-- Marke stiegen liessen. Am 24. Juli 2003 wanderte auf der Ostseite des Höhentroges ein Teiltrog nach Nordosten. Dadurch bildete sich eine eigentliche Gewitterstörung, welche in der Nacht auf den 25. Juli 2003 in der Schweiz verbreitet für kräftige Gewitter sorgte. Dahinter verstärkte sich der Höhenrücken wieder, wobei die Schweiz knapp westlich der Achse lag. Damit gelangte vom 26. Juli 2003 bis zum 28. Juli 2003 sehr heisse Saharaluft in die Schweiz. Die Temperaturen stiegen im Mittelland verbreitet auf 33°C bis 35°C, in Basel wurde 35.8°C und in Schaffhausen sogar 36.6°C verzeichnet. Sehr heiss wurde es in einigen Alpentälern. So stieg am 26. Juli 2003 das Thermometer in Visp auf 35.6°C und in Chur wurde am 28. Juli 2003 mit leichter Föhnunterstützung 37.5°C erreicht. So heiss war es in Chur zuvor noch nie und diese extreme Temperatur wurde auch bis und mit 2003 nicht mehr erreicht. Auch in den Bergen war es aussergewöhnlich warm. So zeigte das Thermometer am 27. Juli 2003 auf dem Säntis eine Höchsttemperatur von 20.8°C, was ein neuer Höchstwert an dieser Station bedeutet. Fast unglaublich hoch waren die Nachttemperaturen in einigen nördlichen Alpentälern. Bedingt durch die südlichen Höhenwinde und durch den nächtlichen Bergwind verstärkt, konnte sich in der Nacht jeweils vorübergehend der Föhn bis in die Täler durchsetzen. Im Urner Reusstal wurden jeweils um 1 Uhr morgens Werte von knapp 30 Grad gemessen. Diese Werte wurden während der grossen Hitzeperiode vom 1. August 2003 bis 13. August 2003 in diesen Gebieten bei weitem nicht erreicht, lagen doch die nächtlichen Temperaturen durchwegs 6°C bis 10°C tiefer. Auf den 28. Juli 2003 begann sich der Höhentrog westlich Spanien noch einmal abzuspalten und vom Atlantik her weitete sich ein Höhenrücken wiederum zu den Britischen Inseln aus. Dadurch bildete sich über den Britischen Inseln und der Nordsee erneut ein Bodenhoch. Dieses Bodenhoch steuerte etwas kühlere Luft nach Mitteleuropa. Diese Luftmassen erreichten am Nachmittag die Nordschweiz. So wurden am 28. Juli 2003 in Basel nur noch 33°C verzeichnet, während es in den nördlichen Alpentälern nochmals extrem heiss war. Am 29. Juli 2003 herrschte dann eine sehr ähnliche Wetterlage wie am 21. Juli 2003. Durch das Bodenhoch über der Nordsee herrschten wiederum nördliche Bodenwinde vor, welche den Alpenkamm erneut zu überqueren vermochten. Darum kam auf der Alpensüdseite wieder der Nordföhn auf. Der an den Vortagen im Tessin herrschende starke Dunst, welcher die Sonneneinstrahlung stark dämpfte und die Temperaturen in den Niederungen jeweils nur auf 31°C bis 32°C ansteigen liess, wurde nach Süden abgedrängt. Durch die volle Sonneneinstrahlung und die diabatische Erwärmung des Nordwindes gab es wie bereits am 21. Juli 2003 sehr hohe Tagesmaxima. Am heissesten war es in Locarno-Monti mit 37.3°C, aber auch in Lugano und Locarno-Magadino war es 37°C heiss. Am 30. Juli 2003 begann sich das für kurze Zeit abgeschlossene Höhentief über der Iberischen Halbinsel wieder in die allgemeine Westwindzirkulation einzugliedern, womit erneut ein Höhentrog über dem nahen Atlantik entstand. Auf dessen Vorderseite gelangte in der Höhe aus Süden wiederum sehr warme Luft nach Mitteleuropa und verstärkte dort den Höhenrücken noch einmal. Die Erwärmung, die dadurch am 30. Juli 2003 stattfand, war ausserordentlich. Die Nullgradgrenze stieg in den Bereich von 5000 Meter. Auf den 31. Juli 2003 kam die Schweiz allmählich auf die Rückseite des Höhenrückens zu liegen, in der Höhe kamen langsam südliche Winde auf. Durch diese Kombination gab es mit Ausnahme der Alpensüdseite, wo der aus der Poebene zurückgekehrte Dunst die Sonneneinstrahlung stark dämpfte, extrem hohe Nachmittagstemperaturen. Dies gilt vor allem auch für mittlere und höhere Berglagen. Auf dem Gütsch ob Andermatt auf 2282 Meter zeigte das Thermometer 25.1°C an, auf dem frei gelegenen Pilatus gab es sogar 27.3°C. Extrem heiss war es auch in den Voralpen und im Jura. So gab es auf dem Napf mit 30.4°C den bisher einzigen Hitzetag, auf dem 1670 Meter hoch gelegenen La Dole wurde mit 29.0°Cdie Hitzemarke um nur ein Grad verpasst. Im Weiteren kletterte die Quecksilbersäule in La Chaux-de-Fonds auf 33.6°C. Äusserst extrem war die Hitze auch in den höher gelegenen Alpentälern. In Zermatt gab es 31.9°C, in Disentis 32.9°C, im Saanenland auf rund 1000 Meter wurden sogar zwischen 34°C und 35°C verzeichnet. Alle diese Werte sind neue Rekordwerte. An diesen Stationen brachte auch der heisse Sommer 2003 keine neuen Rekordtemperaturen. Durch das Näherrücken des Höhentroges verstärkten sich am Abend und in der Nacht auf den 1. August 2003 die Südwinde. In einigen nördlichen Alpentälern setzte der Föhn ein. Damit wurden, wie bereits in der Periode vom 26. Juli 2003 bis 28. Juli 2003 aussergewöhnliche Nachttemperaturen gemessen. In Altdorf wurde nach Mitternacht mit 31.7°C die Hitzemarke deutlich überschritten. Am 1. August 2003 erfasste auf der Vorderseite des erwähnten Höhentroges eine Kaltfront die Schweiz, welche heftige Gewitter und eine markante Abkühlung bewirkte. Die aussergewöhnliche Hitzeperiode war damit beendet.
Hitzewelle August 2003
Am 1. August 2003 stiess in der Höhe von Spanien her sehr warme Luft nach Mitteleuropa vor. Der damit verbundene Höhenrücken bedeckte ab dem 2. August 2003 die Iberische Halbinsel, Frankreich, Mitteleuropa, die Alpenländer sowie Italien. Die Achse dieses Hochdruckrückens lag zunächst knapp westlich der Schweiz, so dass in der Höhe schwache nordwestliche Winde wehten. Knapp östlich des Höhenrückens herrschte wie üblich die stärkste Subsidenz, so dass der Luftdruck nordöstlich der Schweiz zunächst höher war als weiter westlich. Im Weiteren war die Land-Meerverteilung für die Bodendruckverteilung von entscheidender Bedeutung. Durch die erwähnte Subsidenz östlich des Höhenrückens und die kühle Meeresoberfläche begann sich in der Folge über der Nord- und Ostsee ein Bodenhoch auszubilden. Dadurch stellte sich in den unteren Luftschichten eine nordöstliche Bodenströmung ein. Damit strömte von der Nord- oder Ostsee zunächst noch nicht extrem heisse Luft nach Mitteleuropa. Da hier die Böden extrem ausgetrocknet waren, wurde diese Luft bis zum Alpenraum tagsüber stark aufgeheizt, so dass trotz der zeitweise leichten Bise die Tempe-raturen auch nördlich der Alpen auf sehr hohe Werte anstiegen und die eigentlich vorhandene Advektion von kühlerer Luft kompensiert wurde. Dies umso mehr, als die Winde über dem Alpenraum sowohl in der Höhe und am Boden schwach waren und sich die Schweiz quasi am Westrand der geschilderten Windsituation befand. Bereits über Frankreich, wo man sich innerhalb oder knapp westlich des Höhenrückens befand, war es in der Höhe praktisch windstill oder es wehten in der Höhe bereits südliche oder südwestliche Winde. In solchen Situationen stellen sich in Bodennähe erfahrungsgemäss die höchsten Lufttemperaturen ein. Dies war auch diesmal der Fall, stiegen die Temperaturen in Frankreich in diesen Tagen doch zum Teil über 40°C, während es in den tiefsten Lagen der Alpennordseite, so zum Beispiel in Basel, für 37°C reichte. Besonderer Erwähnung bedarf der 11. August 2003. Wie bereits angetönt, wehten bis zu diesem Zeitpunkt in der Höhe schwache nordwestliche Winde. An diesem Tag verstärkten sie sich vorübergehend und bewirkten südlich der Alpen etwas Nordföhn, welcher zum Teil bis in die tiefen Talsohlen vorstossen konnte. Dadurch kam es in den Tessiner und Südbündner Tälern zu extrem hohen Temperatu-ren. In Comprovasco im Bleniotal stieg das Thermometer auf 37.5°C und in Locarno-Monti kam es mit 37.9°C, obwohl der Nordföhn die Station nicht ganz erreichte, zu einem neuen Hitze-rekord. Am heissesten war es allerdings mit 41.5°C im südbündnerischen Grono, wo an diesem Tag ein neuer Schweizerischer Hitzerekord verzeichnet wurde. Auf den 13. August 2003 gelangte die Schweiz allmählich hinter die Hochdruckachse und die Winde drehten allmählich auf West. Dadurch wurde es in den untersten Luftschichten nochmals etwas wärmer und die Temperaturen erreichten in den Niederungen der Alpennordseite vielerorts neue Höchstwerte. Wenn man die homogenisierten Temperaturmaxima in Betracht zieht, war dies sogar weit verbreitet der Fall. In Basel kletterte das Thermometer auf 38.6°C, damit wurde der alte Höchstwert von 38.4°C vom 31. Juli 1983 und vom Juli 1921 knapp überboten. Dieser Wert stellt für die Alpennord-seite somit einen neuen Höchstwert dar. In Höhen oberhalb von 1000 Meter wurden demgegenüber mit etwa 32°C keine neuen Höchstwerte verzeichnet. Im Juli 1983 gab es auf 1000 Meter verbreitet 33°C, in Chateau d’Oex wurde sogar 35.0°C verzeichnet. In höheren Lagen wurden im August 2003 an einigen Orten die alten Rekorde vom Juli 1983 sogar deutlich verfehlt, so auf dem Pilatus, wo es im August 2003 mit 22°C mehr als 5°C kälter als am 31. Juli 1983. Neue Höchstwerte gab es demgegenüber am 13. August 2003 in Höhenlagen um 1000 Meter im Nordtessin. So wurde in Piotta in der oberen Leventina 34.0°C gemessen, während es am 23. Juli 1983 mit 32,8°C etwas weniger heiss war.
Der Temperaturrekord in Grono am 11. August 2003
Am 11. August 2003 verstärkten sich die nördlichen Höhenwinde vorübergehend. Dadurch stellte sich am Alpensüdhang etwas Nordföhn ein. Die Temperatur konnte sich daher beim Abstieg in die Täler um 1°C pro 100 Meter erwärmen. In San Bernardino auf 1638 Metger zeigte das Thermometer an diesem Tag ein Maximum von 26.8°C. Bei einer adiabatischen Erwärmung von 1°C pro 100 Meter würde man in Grono auf 380 Meter eine Temperatur von 39.4°C erwarten. Geht man davon aus, dass infolge der starken Sonneneinstrahlung sich die Luft beim Abstieg vom Alpenkamm in ein Alpental noch zusätzlich etwas erwärmen kann, wären Temperaturen von 40°C oder knapp darüber im Bereiche des Möglichen. Dies wird auch von den Messungen in den Nachbartälern bestätigt. In Comprovasco im Bleniotal auf 575 Meter zeigte das Thermometer einen Höchstwert von 37.5°C an. Aufgrund der oben beschriebenen Überlegungen würde sich die Luft beim Abstieg um 200 Meter auch um etwas mehr als 2°C erwärmen, womit sich für 380 Meter ebenfalls ein Temperaturwert von zirka 40°C ergeben würde. Die tatsächlich gemessene Temperatur betrug in Grono 41.5°C. Dieser Wert ist aufgrund der geschilderten physikalischen Überlegungen wahrscheinlich zirka 1.5°C zu hoch für diese Gegend. Der Grund liegt vor allem am speziellen Messort dieser Station. Unmittelbar oberhalb der Station befindet sich nämlich ein Waldrand, welcher die Zirkulation stark behindert. Es ist deshalb zu erwarten, dass sich die Luft an der Station stärker aufheizen kann als in der Umgebung. Falsch geeichtes Thermometer oder grosse Verfälschung durch Strahlungseinflüsse kommen kaum in Frage, weil zum einem das Thermometer bei der Prüfung einwandfrei funktionierte. Zum andern wurde die Temperatur in einer Englischen Hütte gemessen, die erfahrungsgemäss nur etwa 0.5°C bis 1°C zu hohe Maxima liefert. Dass der Messort zu hohe Temperaturen für ein grösseres Gebiet liefert, geht aus den sehr hohen mittleren Maxima dieser Station hervor. So betrug das mittlere Maximum des Monats August in Comprovsco 30.7°C. Mit einem Temperaturgradient von 0.7°C pro 100 Meter ergäbe dies für Grono einen Wert von 32.1°C. In Locarno-Monti, welches gleichhoch wie Grono liegt, lag das mittlere Maximum des Monats August 2003 bei 31.4°C. Wenn im weiteren berücksichtigt wird, dass die Tageshöchsttemperaturen im Monatsmittel alpeneinwärts auf gleicher Höhenlage eher zunehmen, so müsste der Wert von Grono etwa zwischen demjenigen von Locarno-Monti und dem auf die Höhe von 380 Meter reduzierten Wert von Comprovasco liegen, das heisst bei ca. 31.8°C. Das mittlere Maximum im August 2003 lag aber bei 32.8°C, was 1°C über dem errechneten Wert liegt. Wird ferner berücksichtigt, dass an bewölkten Tagen die Abweichungen weniger gross sind als an einem klaren Strahlungstag, so ist der oben geschätzte Wert von zirka 40°C als realistisch anzusehen. Dennoch stellen diese 40°C eindeutig einen neuen schweizerischen Hitzerekord dar, wurden doch die bisherigen Höchstwerte von Genf mit 38.5°C vom Jahre 1921 und sowie die beiden Höchstwerte von Basel vom Juli 1983 und vom Juli 1921 mit 38.4°C deutlich überboten. Ausserordentlich war der 11. August 2003 nicht nur in bezug auf den Schweizerischen Hitzerekord, sondern vor allem für die tieferen Lagen der Alpensüdseite. Wenn man zum Beispiel Comprovasco näher betrachtet, so ist ersichtlich, dass von 1901 bis in die 70-er Jahre, als die Station vorübergehend aufgehoben wurde, der höchste Terminwert um 13.30 Uhr bei 33.8°C lag und aus dem Jahr 1911 stammt. Die überlieferten 35.9°C vom 27. Juli 1911 sind wahrscheinlich fehlerhaft, weil an diesem Tag die Klimastationen in der näheren Umgebung deutlich tiefere Werte lieferten. So wurden in Faido nur 30.5°C gemessen und selbst in Grono, welches rund 200 Meter tiefer liegt, wurden mit 32.6°C deutlich tiefere Werte verzeichnet. Am 11. August 2003 wurden in Comprovasco um 13.30 Uhr aber 36.6°C verzeichnet, was der bisherige Höchstwert um fast 3°C übertrifft. Auch in Grono wurden um 13.30 Uhr 35°C bis anhin kaum überschritten. Am 11. August 2003 betrug aber der Terminwert um 13.30 Uhr 40.0°C. Bei Berücksichtigung der zu heissen Stationslage könnte 38.5°C als repräsentativ angeschaut werden. Dies ist aber immer noch mehr als 3°C höher als der bisherige Höchstwert. Somit ist ersichtlich, dass in Höhenlagen unterhalb von 600 Meter in den südlichen Alpentälern der 11. August 2003 mit Abstand der bisher heisseste Tag war. Aber auch in den Gebieten, wo der Nordföhn nicht hinreichte, war es sehr heiss. In Lugano beispielsweise kletterte das Thermometer auf 35.9°C. Ohne Nordföhneinfluss wurden an dieser Station bisher 34°C kaum überschritten. Die bisherigen Höchsttemperaturen von Lugano, welche 35.0°C überschritten, wurden nämlich immer mit Nordföhn gemessen. Auch in Locarno-Monti war es extrem heiss. Obwohl auch hier der Nordföhn nicht ganz hinreichte, wurde mit 37.9°C für diese Station ein neuer Hitzerekord verzeichnet. Auch für Locarno- Monti gilt, dass bis ins Jahre 2002 35.0°C nur bei Nordföhn überschritten wurde. Die geschilderten Temperaturen an den untersuchten Stationen zeigen, dass der 11. August 2003 in tieferen Lagen der Alpensüdseite äusserst extrem war. Da die Temperatur infolge des Nordföhns mit der Höhe relativ rasch abnahm, wurden am 11. August 2003 in alpenkammnahen Lagen der Alpensüdseite nicht überall neue Höchstwerte gemessen. In Piotta beispielsweise kletterte das Thermometer auf 32.4°C. Der damals noch gültige Höchstwert von 32.8°C vom 23. Juli 1983 wurde damit knapp verfehlt. Bereits am 12. August 2003 wurde allerdings hier mit 33.4°C ein neuer Rekord aufgestellt, der aber am 13. August 2003 mit 34.0°C noch überboten wurde. Auch für die auf 1078 Meter hoch gelegene Station Robbia brachte der 11. August 2003 keinen neuen Temperaturrekord. Hier gab es am 11. August 32.9°C, damit wurde der bisherige Höchstwert von 33.3°C vom 27. Juli 1983 nicht ganz erreicht.
Sommer 2015
Die Schweiz erlebte 2015 den drittwärmsten Sommer seit Messbeginn im Jahr 1864. Extreme Hitzeperioden brachte vor allem der Juli. Auf der Alpennordseite war es regional zudem der zweit- oder dritttrockenste Sommer in den über 100jährigen Messreihen. Schliesslich verzeichneten einige Messstandorte auf der Alpennordseite den zweitsonnigsten Sommer in den seit über 50 Jahren verfügbaren Sonnenmessreihen.
Extrem heisser Sommer
Der Schweizer Sommer 2015 geht als Zweitwärmster in die 152-jährige Messgeschichte ein. Im Mittel über die ganze Schweiz brachte er einen Wärmeüberschuss von 2,4°C im Vergleich zur Norm 1981-2010. Damit liegt der Sommer 2015 mehr als 1°C über allen bisherigen Rekordsommern, mit Ausnahme des legendären Hitzesommers 2003. Dieser lag nochmals rund 1°C über dem Sommer 2015.
Die grosse Wärme setzte bereits zum Sommerbeginn ein. Mit einem Überschuss von 1,8°C gegenüber der Norm 1981-2010 wurde der viertwärmste Juni seit Messbeginn 1864 aufgezeichnet. Der Juli war auf der Alpensüdseite, im Engadin, im Wallis und in der Westschweiz verbreitet der heisseste Monat seit Messbeginn. In den übrigen Gebieten gehörte er meist zu den drei heissesten Monaten in den über 150-jährigen Aufzeichnungen. Die Monatstemperaturen lagen 3°C bis 4°C über der Norm 1981-2010. Und zum Abschluss brachte der Sommer 2015 einen der wärmsten Augustmonate seit Messbeginn. Über die ganze Schweiz gemittelt stieg die Augusttemperatur 1,8°C über die Norm 1981-2010.
Verbreitet wenig Niederschlag
Alle drei Sommermonate lieferten verbreitet unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Einzig im August verzeichneten das Wallis und regional auch die Alpensüdseite deutlich überdurchschnittliche Werte. Es sind auch diese Gebiete, welche für den Sommer normale oder überdurchschnittliche Niederschlagssummen ausweisen. In den übrigen Regionen lagen die Sommerniederschläge verbreitet zwischen 60% und 80% der Norm 1981-2010. Je nach Gewittertätigkeit gab es lokal auch Mengen gegen 100% oder unter 50% der Norm. Punktuell dürfte es einer der trockensten Sommer seit Messbeginn werden, so zum Beispiel an den Messstandorten Altdorf, Elm oder Locarno-Monti.
Regional reichlich Sonne
Die Sonnenscheindauer erreichte in den meisten Gebieten zwischen 110% und 120% der Norm 1981-2010. Vor allem dank des sehr sonnigen Monats Juli war es örtlich einer der vier sonnigsten Sommer in den letzten 55 Jahren, so an den Messstandorten Neuchâtel und Zürich-Fluntern.
Heissester Juli seit Messbeginn
Der Juli war auf der Alpensüdseite, im Engadin, im Wallis und in der Westschweiz verbreitet der heisseste Monat seit Messbeginn. In den übrigen Gebieten gehörte er meist zu den drei heissesten Monaten in den über 150jährigen Aufzeichnungen.
Vom 1. Juli 2015 bis 7. Juli 2015 erlebte die Schweiz eine der extremsten Hitzewochen seit dem Messbeginn vor über 150 Jahren. Die Monatstemperaturen lagen 3°C bis 4°C über der Norm 1981-2010. Die durchschnittliche Tagesmaximum-Temperatur erreichte im Flachland der Alpennordseite 33°C bis über 36°C.
Am Messstandort Genf war es mit 36,3°C praktisch gleich heiss wie während der Rekordwoche im Sommer 2003, welche 36,7°C brachte. Zum Abschluss der Hitzewoche registrierte Genf am 7. Juli 2015 mit 39,7°C die höchste je auf der Alpennordseite gemessene Temperatur. Der Sommer 2015 lieferte zudem den viertwärmsten August seit Messbeginn.
Die höchsten bisherigen Monatstemperaturen (Monatsdurchschnitt) stammen in der Schweiz überwiegend vom Juli 2006 und vom August 2003. Ganz vereinzelt treten noch der Juni 2003 und der Juli 1983 als Rekordhalter auf.
Was bringt die Zukunft?
Zwei Hitzewellen hatten die Schweiz in diesem Sommer fest im Griff. Neben der klimatologischen Einordnung und dem Vergleich zum Hitzesommer 2003 kam dabei auch wiederholt die Frage nach möglichen zukünftigen Änderungen von Häufigkeit und Intensität von Hitzeperioden auf. Mit der erwarteten generellen Erwärmung scheint die Lage klar: Höhere Temperaturen = häufigere und intensivere Hitzeperioden.
Diese Gleichung kann als erste Näherung dienen. Bei genauer Betrachtung erkennt man jedoch schnell, dass die Situation deutlich komplexer ist. So spielen neben einer durchschnittlichen Erwärmung auch deren Jahresgang sowie Faktoren wie Änderungen in der Persistenz (d.h. der Beständigkeit) von Hitzeperioden und unterschiedliche Entwicklungen von Minimal-, Mittel- und Maximaltemperaturen eine Rolle.
Es zeigt sich dabei in der Tat, dass sowohl Häufigkeit als auch Intensität von sommerlichen Hitzeperioden deutlich zunehmen werden. Hitzewellen von 7 und mehr Tagen Länge, die heute im Mittelland nur alle 3 Jahre oder noch seltener auftreten, werden Ende des 21. Jahrhunderts zur Normalität. Die maximalen Temperaturen während solcher Ereignisse werden ansteigen.
Hitzeperioden von weniger als 14 Tagen Länge können bereits deutliche und extreme Auswirkungen haben. Exemplarisch für die drei Stationen Zürich, Basel und Lugano und als Fortsetzung eines verwandten Beitrags zeigen sowohl Beobachtungen als auch die Klimamodelle ein relativ seltenes Auftreten solcher Ereignisse im heutigen Klima mit durchweg weniger als 0.5 Ereignissen pro Jahr (bzw. weniger als einem Ereignis pro zwei Jahren).
Bis Ende des 21. Jahrhunderts zeigen sich deutliche Häufigkeitszunahmen. Für den Zeitraum 2070-2099 liegt der Mittelwert aller 14 Simulationen für Zürich bei ca. einem Ereignis pro Jahr, für Basel und Lugano sogar deutlich darüber. Spitzenwerte werden in Lugano mit ca. 2.5 Ereignissen pro Jahr erreicht. Längere Hitzeperioden sind in Zukunft also deutlich häufiger und intensiver zu erwarten.
Juli mit Rekordhitze
Der Juli 2015 war auf der Alpensüdseite, im Engadin, im Wallis und in der Westschweiz der heisseste Monat seit Messbeginn im Jahr 1864. In den übrigen Gebieten gehört er meist zu den drei heissesten Monaten in den über 150jährigen Aufzeichnungen. Die Monatstemperaturen lagen 3°C bis 4°C über der Norm 1981-2010. In Lugano und in Sion stiegt die Julitemperatur mit 25,7°C bzw. 24,0°C mehr als ein halbes Grad über das bisher höchste Monatsmittel, welches in Lugano mit 25,0°C im Juli 1928, in Sion mit 23,3°C im Juli 2006 aufgezeichnet wurde.
Rekordnahe Hitzewelle zum Monatsbeginn
Vom 1. Juli 2015 bis 7. Juli 2015 erlebte die Schweiz eine der extremsten Hitzewochen seit dem Messbeginn vor über 150 Jahren. Die durchschnittliche Tagesmaximum-Temperatur erreichte im Flachland der Alpennordseite 33°C bis über 36°C. Auf der Alpensüdseite waren es 31°C bis 32°C. Die höchsten Werte registrierten die Messstandorte Genf und Sion mit 36,3°C und 36,0°C. Basel und Delémont zeigten 34,7°C und 34,9°C, Würenlingen in der Nordschweiz 35,3°C.
In Genf stieg das 7-Tagesmittel des Tagesmaximums mit 36,3°C auf den zweithöchsten Wert seit Messbeginn 1864. Damit war es in Genf praktisch gleich heiss wie während der Rekord-Hitzewoche im August des Hitzesommers 2003, welche 36,7°C brachte. Am Messstandort Basel erreichte das 7-Tagesmittel des Tagesmaximums 34,7°C. Heissere Wochen lieferten hier der Rekord-August 2003 mit 36,9°C sowie der Juli 1947 mit 36,2°C, und die erste Juliwoche 1952 war hier ebenso heiss wie in diesem Jahr. An den Messstandorten Neuchâtel, Bern, Luzern und Zürich alles Messreihen mit langen homogenen Daten zur Maximum-Temperatur gab es ebenfalls in den Sommern 1947 und 2003 heissere Wochen als im aktuellen Juli.
Hitzerekord auf der Alpennordseite
Zum Abschluss der Hitzewoche registrierte Genf am 7. Juli 2015 mit 39,7°C die höchste je auf der Alpennordseite gemessene Temperatur. Sie liegt fast 1°C über dem bisherigen Rekord von 38,9°C vom 28. Juli 1921, gemessen ebenfalls in Genf.
Kurze Abkühlung
Mit kühler Luft aus Nordwesten und regional etwas Niederschlag sanken die Tagesmaximum-Temperaturen vom 8. Juli 2015 bis 10. Juli 2015 auf der Alpennordseite verbreitet auf 22°C bis 28°C, im Wallis auf 27°C bis 30°C. Auf der Alpensüdseite fielen sie nur am 8. Juli 2015 und am 10. Juli 2015 geringfügig unter 30°C, bevor die zweite, für den Süden nun intensivere Hitzewelle anrollte.
Hitzewelle in Rekordnähe auf der Alpensüdseite
Ab dem 11. Juli 2015 gelangte die Schweiz erneut unter hochsommerlichen Hochdruckeinfluss. Während die Tagesmaximum-Temperaturen auf der Alpennordseite zunächst um 30°C oder darunter lagen, stiegen sie auf der Alpensüdseite deutlich über die 30°C Marke. In Locarno-Monti bewegten sie sich vom 13. Juli 2015 bis am 20. Juli 2015 meist um 34°C. Das Hitzemaximum lieferte dann der 22. Juli 2015 mit 36,8°C. Das ist der dritthöchste Messwert in der seit 1935 verfügbaren Messreihe von Locarno-Monti. Der Rekordwert von 37,9°C stammt vom 11. August 2003, und geringfügig heisser mit 37,3°C war es hier auch am 29. Juli 1983.
Massive Gewitterniederschläge
Vor allem während der zweiten Hitzewelle fielen lokal grosse Gewitterniederschläge. Am Morgen des 18. Juli 2015 wurde der Jura aus Südwesten von einem kräftigen Gewitter überquert. Am Messstandort La Frétaz ging dabei die ungewöhnlich grosse Niederschlagsmenge von 31 mm innerhalb von 10 Minuten nieder. Dabei handelt es sich um die viertgrösste Zehnminuten-Summe, welche in der Schweiz seit Einführung der automatischen Messungen im Jahr 1981 registriert wurde. Die Rekordmenge von 33,6 mm, gefallen am 29. August 2003 in Locarno-Monti, liegt nur wenig höher.
Nach kräftigen Gewittern am 22. Juli 2015 und 23. Juli 2015 wälzten sich im Unterengadin 13 grosse Rüfen zu Tal. Zwei davon trafen Siedlungen. Das Dorf S-charnf war längere Zeit nur mit Helikoptern erreichbar. Gemäss Niederschlagsradar fielen am 22. lokal 150 mm bis über 200 mm Niederschlag innerhalb weniger Stunden.
Am 24. Juli 2015, dem letzten Tag der zweiten Hitzewelle, brachten kräftige Gewitter im Berner Oberland und im Brüniggebiet lokal 50 bis 60 mm, im Unterwallis lokal 40 bis 70 mm Niederschlag innerhalb weniger Stunden.
Kühlere Luft verdrängt Hitze
Der Zustrom kühlerer Luft aus Nordwesten liess am 25. Juli 2015 die Tagesmaximum-Temperaturen nördlich der Alpen auf 20°C bis 25°C sinken. Auf der Alpensüdseite fielen sie auf 28°C bis 30°C zurück. Niederschlagszonen brachten zudem vom 26. Juli 2015 auf den 27. Juli 2015 und am 29. Juli 2015 verbreitet etwas Regen.
Sehr warmer August
Nach den beiden sehr warmen Sommermonaten Juni und Juli lieferte auch der August viel Wärme. Unter Einbezug der bis zum Monatsende erwarteten hochsommerlichen Verhältnisse ergibt sich über die ganze Schweiz gemittelt ein Monatsüberschuss von 1,8°C im Vergleich zur Norm 1981-2010. Damit gehört er zu den wärmsten Augustmonaten seit Messbeginn vor 152 Jahren.
Auf der Alpensüdseite und ganz im Westen liegt der Überschuss bei rund 1°C, in mittleren und höheren Lagen des östlichen Alpennordhangs bei knapp 2,5°C. Weite Landesteile blieben im August zu trocken, während das Wallis und regional auch die Alpensüdseite deutlich überdurchschnittliche Niederschlagsmengen erhielten.
Nach kühlem Start sehr heiss
Eingebettet in eine tiefdruckbestimmte Südwestströmung zeigte sich das 1. August-Wetter überall in der Schweiz kühl, trüb und nass. Die Tagesmittel-Temperaturen lagen verbreitet 1,5°C bis 3,5°C unter der Norm 1981-2010. Auf der Alpensüdseite sanken sie lokal gar mehr als 4°C unter die Norm. Die Tageshöchstwerte erreichten beidseits der Alpen maximal 21°C bis 22°C. Es war der Abschluss einer einwöchigen Phase mit Kaltluftzufuhr.
Vom 3. August 2015 bis am 8. August 2015 herrschten wieder meist sonnige und hochsommerlich heisse Verhältnisse. Unter Hochdruckeinfluss stiegen die Tagesmittel-Temperaturen zunächst meist 2°C bis 4°C, in den Bergen 4°C bis 5°C über die Norm. Sehr heiss wurde es vom 6. August 2015 bis am 8. August 2015. Die Tagesmittel-Temperaturen bewegten sich auf der Alpennordseite und in den Alpen zwischen 6°C bis 9°C, auf der Alpensüdseite zwischen 4°C bis 6°C über der Norm. Die Tageshöchstwerte erreichten verbreitet zwischen 32°C und 36°C, am Nordrand der Schweiz und im Wallis lokal auch 37°C.
Gewitter mit Rekordregen
Der Zustrom feuchtwarmer Luft aus Südosten brachte am 9. August 2015 und 10. August 2015 verbreitet, am 11. August 2015 vereinzelt Schauer und Gewitter mit Tagesmaximum-Temperaturen von meist unter 30°C. Während eines ungewöhnlich kräftigen Gewitters in der Nacht vom 9. August 2015 auf den 10. August 2015 fielen am Messstandort St. Gallen innerhalb von zwei Stunden 64 mm bzw. innerhalb von drei Stunden 78 mm Regen. Das bisher kräftigste hier registrierte Niederschlagsereignis seit Beginn der kontinuierlichen Messung im Jahr 1981 lieferte am 10. Juli 2011 innerhalb von zwei Stunden 53,9 mm. Innerhalb von drei Stunden waren es damals 57,7 mm.
Wieder heiss
Ab dem 11. August 2015 floss aus Südwesten subtropische Warmluft zur Schweiz. Am 12. August 2015 und 13. August 2015 lagen die Tagesmittel-Temperaturen verbreitet 5°C bis 6°C, lokal auch 6°C bis 7°C über der Norm 1981-2010. Im Wallis und auf der Alpensüdseite erreichten die Überschüsse meist zwischen 3°C und knapp 5°C. Die Tageshöchstwerte stiegen auf der Alpennordseite über 34°C, auf der Alpensüdseite auf knapp 33°C. In der schwülheissen Luftmasse entwickelten am 13. August 2015 zunächst in der Westschweiz, am 14. August 2015 dann in der ganzen Schweiz Gewitter mit zum Teil kräftigen Sturmböen von 80 bis 100 km/h.
Frische Meeresluft
Am 15. August 2015 und 16. August 2015 zog eine Niederschlagszone über die Schweiz. Dahinter folgte aus Nordwesten frische Meeresluft. Bis am 20. August 2015 lagen die Tagesmittel-Temperaturen verbreitet 2°C bis 4°C unter der Norm 1981-2010. Die Tageshöchstwerte sanken auf der Alpennordseite auf 18°C bis 22°C im Wallis und auf der Alpensüdseite erreichten sie 22°C bis 27°C. Dabei blieb es oft trüb begleitet von Schauern.
Nach zwei sonnigen Hochdrucktagen mit Tagesmaximum-Temperaturen von 24°C bis 28°C beidseits der Alpen wurde die Schweiz am 23. August 2015 und 24. August 2015 aus Westen von einer Tiefdruckzone überquert. Die Alpensüdseite erhielt Niederschlagsmengen von 30 bis 75 mm, in der Westschweiz waren es 30 bis 50 mm. In der Ostschweiz blieben die Mengen vielerorts unter 10 mm.
Starke Hitzeperioden unterschiedlicher Dauer stehen in Mitteleuropa meist mit einem Langwellenrücken über Zentraleuropa in Verbindung (GWL: Hoch Mitteleuropa). Dieser Langwellenrücken korreliert dabei mit einer kräftigen Austrogung über dem Nordostatlantik bis zu den Kanaren und kann sogar von einem Trog oder Höhentief über Osteuropa flankiert sein (OMEGA-Wetterlage). Die Achse des Langwellenrückens sollte dabei westlich von Deutschland liegen. Stromabwärts der Achse kann sich so eine beständige Antizyklone mit Schwerpunkt über den östlichen Ländern Zentraleuropas etablieren. Damit gelangen Deutschland und Nachbarstaaten mit südlichen Winden in den Zustrom hochreichender nordafrikanischer Heissluft mit Temperaturen von deutlich über 20°C in 850 hPa. In Verbindung mit kräftiger Einstrahlung und Absinkvorgängen kommt es trotz klarer Nächte in den Sommermonaten zu einem täglichen Aufschaukeln der Tageshöchsttemperaturen. Ursache hierfür ist die positive Strahlungsbilanz.
Kürzere Hitzewellen, meist mit einer Dauer von 2 bis 4 Tagen, stehen mit einem Kurzwellenrücken in Verbindung. Ein OMEGA-Muster ist dabei nur schwach ausgeprägt. So kommt es zu einer schnellen Verlagerung der Welle und einer nur vorübergehenden Hitzeperiode, welche jedoch nicht selten sehr intensiv ausfallen kann. So wurden in der zweiten Augustdekade 2012 während einer kurzen Hitzewelle in Dresden knapp 40°C und in Frankreich sowie Tschechien sogar über 40°C gemessen. In der zweiten Junidekade 2013 führte eine Hitzewelle in Österreich mit über 38°C zu einem neuen Temperaturrekord in einem Juni.
Neben Einstrahlung und Wetterlage bzw. Strömungskonstellation können auch lokale Effekte Temperaturen stark beeinflussen. Eine geringe Bodenfeuchtigkeit ist als hitzeverstärkender Faktor bekannt. Entsprechend müssen bei der Vorhersage örtliche Windsysteme, die Küstennähe, die Oberflächenbeschaffenheit, die Meereshöhe und das topographische Umfeld eines Ortes berücksichtigt werden. So erwärmen sich Berghänge und Täler schneller als das flache Umland. In Küstennähe führt weiterhin die im Tagesverlauf auftretende See-Land-Windzirkulation zu einer Abkühlung. Hitzehemmend wirken ebenfalls auch zahlreiche Grünanlagen und Waldgebiete.
In Mitteleuropa treten Hitzeperioden meist bei sogenannten Omega-Lagen auf. Die Omega-Lage wird aus einem nahezu stationären, bis in grosse Höhen reichenden, Hochdruckgebiet gebildet. Zusätzlich wird das Hoch an seiner westlichen und östlichen Flanke von je einem Tiefdruckgebiet begleitet. Das Hoch entsteht aus einem nach Norden vorstossenden Rücken des Subtropenhochs. Dadurch wird die zonale (das heisst die von West nach Ost verlaufende) Strömung blockiert und in zwei meridionale Äste aufgespaltet.
Die Höhenströmung hat die Form eines griechischen Omegas, deshalb dieser Name. Damit werden die atlantischen Tiefdruckgebiete an ihrer üblichen Verlagerung gehindert und werden um das Hoch herumgeführt.
Die Lage gilt als ausserordentlich stabil und die Lebensdauer des blockierenden Hochs beträgt oft 8 bis 14 Tage, im Extremfall auch mehr.
Hitzeperioden mit täglichen Höchstwerten im Bereich von 30°C oder höher treten am häufigsten in der West- und Nordwestschweiz auf. Die letzte zweiwöchige Hitzeperiode mit einer durchschnittlichen Tagesmaximum-Temperatur von 30°C oder mehr lieferte der Sommer 2013 am Übergang vom Juli 2013 zum August 2013. In Genf erreichte das höchste 14-Tagesmittel 30,0°C, in Basel 30,4°C und in Lugano 30,8 °C.
Intensivste jährliche 14-tägige Hitzeperiode mit einem mittleren Tagesmaximum von 30°C oder mehr.
Messstandort Genève. Verwendet wurden homogene Tagesmaximum-Temperaturen.
Entwicklung der Anzahl Hitzetage pro Jahr in Zürich von 1961 bis 2018. Die Anzahl dieser Hitzetage nahm während der vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich zu.
Hitzewellen im Sinne einer Warnung der MeteoSchweiz sind gar nicht so selten wie man denkt. Seit 2009 warnt MeteoSchweiz mit einem einheitlichen Warnsystem, welches eine feine Regionseinteilung verwendet. Wenn man die letzten 10 Jahre vergleicht, stellt man fest, dass Hitzewellen der Warnstufe 3 praktisch jedes Jahr irgendwo in der Schweiz im Sommer auftreten, einzig im Jahr 2014 gab es keine gemäss den Warnkriterien (Heat Index über 90 während mindestens 3 Tagen).
Auffällig war nicht nur der Sommer 2015, bei welchem extreme und langandauernde Hitzewellen auftraten, auch im Jahr 2017 gab es mehrere Hitzewellen, darunter ebenfalls eine Stufe 4.
Weit über diesen Werten bewegte sich die Jahrhundert-Hitze des Sommers 2003. Bereits im Juni 2003 und im Juli 2003 stiegen die 14-Tagesmittel der Tagesmaximum-Temperatur regional über 30°C. Gigantisch wurde die Hitze im August 2003. In Genf erreichte das höchste 14-Tagesmittel 35,2°C, in Basel 35,0°C, in Bern 33,4°C, in Lugano 33,0°C und in Zürich 32,7°C. Das höchste Tagesmaximum von 41,5°C registrierte Grono im Misox (GR) auf der Alpensüdseite. Das war die höchste je im offiziellen Messnetz der Schweiz gemessene Temperatur.
Intensive Hitzeperioden sind in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden. In Regionen, welche immer wieder von Hitzeperioden betroffen waren, wie zum Beispiel in der Westschweiz, folgen sie sich heute in kürzeren Zeit-Abständen. Regionen, welche in der Vergangenheit kaum Hitzeperioden registrierten, müssen auch heute mehr oder weniger regelmässig damit rechnen. Gemäss den vorliegenden Klima-Szenarien ist in der Schweiz bis Ende Jahrhundert eine starke Zunahme von Hitzewellen sehr wahrscheinlich.
Während winterliche Kältewellen rar geworden sind, nimmt in der Schweiz die Häufigkeit sommerlicher Hitzeperioden in den letzten Jahrzehnten zu. Dies parallel zum kräftigen Anstieg der Sommertemperatur. In Regionen, welche immer wieder von Hitzeperioden betroffen waren, folgen sich Hitzeperioden heute in kürzeren Zeit-Abständen. Regionen, welche in der Vergangenheit kaum Hitzeperioden registrierten, müssen auch heute mehr oder weniger regelmässig damit rechnen. Bis Ende des 21. Jahrhunderts ist in der Schweiz mit einer deutlichen Häufigkeitszunahme sommerlicher Hitzeperioden zu rechnen.
Warnereignisse der Hitzewellen von 2009 bis 2019. Der Begriff Region sagt nicht genau, wo und in welchem Ausmass der betroffenen Fläche die Warnung galt. Es bedeutet lediglich, dass dort eine entsprechende Warnung irgendwo ausgegeben wurde. (Ost=Deutsch-schweiz, West= Westschweiz und Wallis, Süd= Alpensüdseite)
Kriterien für Hitzewarnung
Das Hitzeempfinden ist von meteorologischen Parametern wie der Lufttemperatur, der Sonneneinstrahlung, der relativen Feuchtigkeit oder dem Wind beeinflusst. Weil Hitze bei tiefer relativer Luftfeuchtigkeit besser ertragen wird als bei hoher, basieren die Hitzewarnungen von MeteoSchweiz auf dem sogenannten Hitze-Index HI (englisch: Heat Index). Dieser Index ist eine berechnete Grösse aus Temperatur und relativer Feuchtigkeit. Die Hitzewarnungen basieren demnach also nicht auf der eigentlichen gemessenen Temperatur, sondern auf der durch den Hitze-Index beschriebenen gefühlten Temperatur. In der Regel wird ein Hitze-Index von 90 oder grösser ab einer (gemessenen) Temperatur von rund 30 Grad erreicht, je nachdem, wie feucht die Luft gleichzeitig ist.
Gewarnt wird in den Warnstufen 3 (orange, erhebliche Gefahr) und 4 (rot, grosse Gefahr) der fünfteiligen Gefahrenskala. Eine Hitzewarnung wird herausgegeben, wenn folgende Schwellenwerte überschritten werden:
Hitze-Index, berechnet aus der Lufttemperatur und der relativen Feuchtigkeit. Eingefärbt sind die Warnstufen 3 (orange) und 4 (rot). Die Warnstufe 5 (sehr grosse Gefahr) wurde bisher nicht verwendet, da eine extremere Hitzewelle von grösserem Ausmass in der Schweiz bisher wenig wahrscheinlich ist.
Unter einer Hitzewelle versteht man in der Meteorologie und in der Klimatologie eine ungewöhnlich lange Phase aufeinander folgender ungewöhnlich heisser Tage. Etwas abgeschwächt spricht man auch von Wärmewelle für Phasen abnorm hoher Temperaturen.
Die Sommerhitze 2022 erstreckte sich über alle drei Sommermonate. Im landesweiten Mittel wurde der zweitheisseste Juni, der viertheisseste Juli und schliesslich der zweitheisseste August seit Messbeginn 1864 registriert. Dies nach dem zweitwärmsten Mai seit Messbeginn.
Im landesweiten Mittel lag die Sommertemperatur 2,3 °C über der Norm 1991–2020. Nur der legendäre Hitzesommer 2003 brachte mit 3 °C über der Norm mehr Wärme. Der Rang zwei der Sommertemperatur wurde in allen Regionen der Schweiz verzeichnet.
Sommer 2022
Die Schweiz blickt auf den zweitwärmsten Sommer seit Messbeginn 1864 zurück. Er brachte drei ausgeprägte Hitzeperioden. Die Hitze setzte im Juni ungewöhnlich früh ein und erfasste auch die Monate Juli und August. Zur Hitze gesellte sich über längere Zeit ein massiver Regenmangel. Der wenige Regen liess Platz für viel Sonnenschein, was gebietsweise zum sonnigsten Sommer seit Messbeginn führte.
Junihitze
Die erste Hitzeperiode setzte Mitte Juni ein. Spitzenreiter waren der Nordrand der Schweiz und die Regionen Neuenburg, Sion und Biasca mit über 36 °C. Die höchste gemessene Temperatur lieferte Beznau am Nordrand der Schweiz mit 36,9 °C. Knapp darunter lag Biasca im Tessin mit 36,6 °C. Das bisher höchste Schweizer Tagesmaximum für den Juni stammt aus der Basler Messreihe vom Juni 1947 mit ebenfalls 36,9 °C.
Lokale Rekordhitze
Neuchâtel erlebte die deutlich heisseste Juni-Dreitagesperiode seit Messbeginn 1864 mit einem mittleren Tagesmaximum von 34,6 °C. Der bisherige Juni-Rekord lag bei 32,9 °C (Hitzesommer 1947) bzw. bei 32,8 °C (Hitzesommer 2003).
Frühe Hitzeperiode
Die Hitzeperiode Mitte Juni kam auffallend früh. Die in Neuchâtel gemessene hohe Dreitageshitze zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr ist seltener als alle 25 Jahre zu erwarten. Abgesehen vom frühen Zeitpunkt stellte die Juni-Hitzeperiode jedoch nichts Einmaliges dar, trotz Rekordwerten oder rekordnahen Werten für den Monat Juni. Weit intensivere und länger andauernde Hitze kennt die Schweiz zum Beispiel aus den Jahren 2015, 2003, 1983 oder 1947.
Julihitze
Gegen Mitte Juli wurde die Schweiz von einer zweiten Hitzeperiode erfasst. Der 19. Juli war für weite Teile der Alpennordseite der heisseste Tag im Juli. Die Tageshöchstwerte stiegen nördlich der Alpen und im Wallis vielerorts auf 33 bis 35 °C. Lokal gab es auch 36 °C und mehr. Auf der Alpensüdseite lagen die höchsten Werte zwischen 33 und 34,5 °C.
Lange Hitzeperiode
Die Hitzeperiode im Juli, die besonders stark die West- und Südschweiz betraf, war hinsichtlich der Höchsttemperaturen nicht einzigartig. Was die Hitzeperiode aussergewöhnlich machte, war ihre Dauer vom 14. bis zum 26. Juli. Damit gehörte sie zu den längsten Hitzeperioden, die in der Schweiz je gemessen wurden. Lugano und Genf registrierten die zweitheisseste 14-Tagesperiode seit Messbeginn 1864. Eine vergleichbare anhaltende Hitze gab es bisher nur im Juli 2015 und im August 2003.
Augusthitze
Auf den Augustbeginn setzte die dritte Hitzeperiode ein. Die Alpensüdseite bekam die Hitzeperiode bereits in den letzten Julitagen zu spüren. Genf meldete am 4. August mit 38,3 °C den höchsten Wert des Schweizer Sommers 2022. Der höchste je gemessene Wert auf der Alpennordseite stammt ebenfalls von Genf. Er lag bei 39,7 °C und datiert vom 7. Juli 2015. Den absoluten Schweizer Rekord hält Grono auf der Alpensüdseite mit 41,5 °C, erreicht am 11. August 2003.
Viele Hitzetage
Die Phase der ganz hohen Temperaturwerte endete auf der Alpennordseite am 5. August und auf Alpensüdseite am 6. August 2022. Hitzetage mit 30 °C oder mehr stellten sich jedoch beidseits der Alpen auch anschliessend noch ein. Auch der extrem warme Mai brachte in der Schweiz vereinzelt Hitzetage. So stieg bis zum Sommerende die Gesamtzahl der Hitzetage lokal auf hohe Werte.
Genf verzeichnete 39 Hitzetage, Rang 2 seit Messbeginn 1864. Der Rekord stammt vom Hitzesommer 2003 mit 50 Hitzetagen. Lugano mit ebenso langer Messreihe meldete mit 37 Hitzetagen ebenfalls Rang 2. Der Hitzesommer 2003 lieferte hier 47 Hitzetage. In Sion mit Messbeginn 1958 gab es 48 Hitzetage. Das liegt knapp unter dem Rekord von 50 Hitzetagen im Hitzesommer 2003.
In Stabio im Südtessin wurde der Superrekord aus dem Jahr 2003 übertroffen. Waren es damals 57 Hitzetage, brachte das laufende Jahr bisher 59 Hitzetage. In allen übrigen Jahren seit Messbeginn 1981 blieb die Zahl der Hitzetage in Stabio unter 40.
Wenig Regen im Juli
Die sommerlichen Niederschlagssummen von Juni bis August blieben verbreitet unter der Norm 1991–2020. In einzelnen Regionen, vor allem in der Westschweiz, fielen weniger als 60 % der normalen Regenmengen, während die Alpensüdseite und die Ostschweiz gebietsweise 80 % der Norm oder mehr erhielten. Im Südtessin gab es aber auch tiefe Werte von weniger als 40 % der Norm 1991–2020.
Im Juni erreichten die Regenmengen in der Schweiz verbreitet zwischen 80 und 120 % der Norm 1991–2020. Gebietsweise gab es sogar 180 bis 190 % der Norm. Einzelne Messstandorte verzeichneten einen der nassesten Junimonate seit Messbeginn.
Der Juli brachte einigen Regionen der Schweiz weniger als 30 %, lokal auch weniger als 10 % der normalen Regenmengen. In der Region Genf war es einer der niederschlagsärmsten Julimonate seit Messbeginn. Im Waadtländer Jura wurde verbreitet der niederschlagsärmste Juli seit über 50 Jahren verzeichnet. Zusammen mit der hohen Temperatur und der damit verbundenen hohen Verdunstung ergab sich in dieser Region eine grosse Trockenheit. Auf der seit langer Zeit niederschlagsarmen Alpensüdseite bewegten sich die Julisummen meist zwischen 40 und 70 % der Norm. Die Ostalpen erhielten verbreitet 70 bis 80 %, lokal auch 90 % der Norm 1991–2020.
Im August blieben die Niederschlagsmengen vielerorts unter der Norm 1991–2020. In den meisten Landesteilen gab es einzelne Messstandorte mit weniger als 50 % der Norm. In Scuol im Unterengadin fiel weniger als 30 % der normalen Augustmenge. Vom 17. bis zum 19. August verzeichnete die Schweiz die erste Regenperiode seit Anfang Juli, die über mehrere Tage landesweit Niederschlag brachte.
Räumliche Verteilung der Niederschlagssummen im Sommer 2022 in % der Norm 1991‒2020, Stand 24. August 2022.
Räumliche Verteilung der Niederschlagssummen im Sommer 2022 in % der Norm 1991‒2020, Stand 24. August 2022.
Anzahl Hitzetage (Tagesmaximum 30 °C oder mehr) pro Jahr in Genf seit Messbeginn 1864 (Stand 24.08.2022).
Die rote Linie zeigt das 20-jährige gleitende Mittel.
Intensive Hitzeperioden im Vergleich am Messstandort Locarno Monti. Gezeigt wird die tägliche Maximumtemperatur in °C, Stand 24. August 2022.
Intensive Hitzeperioden im Vergleich am Messstandort Genève-Cointrin. Gezeigt wird die tägliche Maximumtemperatur in °C, Stand 24. August 2022.
Die Sommertemperatur (Mittel Juni‒August) in der Schweiz seit Messbeginn 1864. Der rote Punkt zeigt den aktuellen Sommer (16,2 °C).
Die grüne unterbrochene Linie zeigt die Norm 1991−2020 (13,9 °C), die rote Linie das 20-jährige gleitende Mittel.
Sonnenscheindauer im Rekordbereich
In mehreren Gebieten der Schweiz gehört der Sommer 2022 zu den sonnigsten in den verfügbaren homogenen Datenreihen. Ganz vorne liegt der Sommer 2022 an Messstandorten mit über 100-jährigen homogenen Datenreihen: In Basel und Genf ist Rang 1 bis 3, in Zürich Rang 2 bis 4 zu erwarten.
Auch an Messstandorten mit homogenen Daten ab 1959 bewegt sich die sommerliche Sonnenscheindauer 2022 im Rekordbereich. La Chaux-de-Fonds hat den Rang 1 bereits erreicht. Rang 1 oder 2 könnte es in Altdorf, Lugano, Neuchâtel und Luzern geben. In Locarno Monti und St. Gallen liegt der Erwartungsbereich zwischen Rang 1 und 4.
Neben dem Sommer 2022 waren in jüngster Zeit vor allem die Sommer 2018, 2015 und 2003 aussergewöhnlich sonnig.
Rekordhöhe der Nullgradgrenze
Der Hitzesommer 2022 trieb die Nullgradgrenze über der Schweiz auf die neue Rekordhöhe von 5184 m, erreicht am 25. Juli 2022. In den Hitzesommern 2015 und 2003 lag die maximale Höhe der Nullgradgrenze nicht im Bereich der zehn höchsten je gemessenen Werte. Messungen zur täglichen Höhe der Nullgradgrenze werden seit 1954 mit Ballonsondierungen durchgeführt.
Räumliche Verteilung der Sonnenscheindauer im Sommer 2022 in % der Norm 1991‒2020.
Sonnenscheindauer im Sommer (Summe Juni bis August) in Genf. Der rote Punkt zeigt den aktuellen Sommer (928,5 h). Die grüne unterbrochene Linie zeigt die Norm 1991−2020 (757 h), die rote Linie das 20-jährige gleitende Mittel.