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Kälte

Februar 2012

Der Februar 2012 brachte die massivste Kältewelle der vergangenen 27 Jahre. An der Messstation Zürich-Fluntern (556 Meter) zeigte die Kaltperiode vom 1. Februar 2012 bis zum 14. Februar 2012 ein Temperaturmittel von -9.9°C. Damit gehört sie hier zu den zehn kältesten 14-Tagesperioden seit Messbeginn 1864. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind nur drei ähnliche Ereignisse aufgetreten. Vor 25 Jahren, am 12. Januar 1987 wurden bei klaren und windstillen Verhältnissen in La Brévine, im Neuenburger Jura, -41.8°C gemessen. Auch im Mittelland sind damals die Höchstwerte nicht über -11 °C angestiegen. In der nachfolgenden Nacht wurden dann im Mittelland verbreitet -20°C gemessen. 

Im Januar 1985 letztmals kälter

Die Kältewelle vom Januar 1985 erreichte an der Messstation Zürich-Fluntern ein minimales 14-Tagesmittel von -11.8°C. Sie zeigte ein erstaunlich ähnliches Verhalten wie diese Kältewelle, indem eine erste massivere Phase nach eine kurzen Abschwächung von einer zweiten etwas weniger massiven Phase gefolgt wurde.

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Die Kältewellen vom Januar 1985 und vom Februar 2012 an der Messstation Zürich-Fluntern im Vergleich. Dargestellt ist der Verlauf der homogenen Tagesmittelwerte vom 1. Januar bis zum 28. Februar. Tagesmittelwerte unter Null Grad sind blau, solche über Null Grad rot eingefärbt.

Die Kältewelle vom Februar 1986 endete am 4. März 1986. Während der Kältewelle vom Januar 1987 dauerte die Phase mit tiefen Temperaturen nur sehr kurze Zeit. Das minimale 14-Tagesmittel lag an der Messstation Zürich bei -8.0°C, also rund 4°C höher als 1985 und rund 2°C höher als während der Februarkälte 2012. Die Kältewelle vom Februar 1986 mit Ende am 4. März 1986 zeigte an der Messstation Zürich ein minimales 14-Tagesmittel von    -6.2 °C. Trotz ihrer Länge gehört sie damit zu den weniger intensiven Kältewellen.

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Die Kältewellen vom Januar 1987 und vom Februar 1986 an der Messstation Zürich-Fluntern. Dargestellt ist der Verlauf der homogenen Tagesmittelwerte vom   1. Januar bis zum 28. Februar. Tagesmittelwerte unter Null Grad sind blau, solche über Null Grad rot eingefärbt. Die Kältewelle vom Februar 1986 endete am 4. März 1986.

Extreme Kältewellen

Die extremsten Kältewellen im 20. Jahrhundert datieren aus den Jahren 1929, 1956 und 1963. Dabei wurden die folgenden minimalen 14-Tagesmittel erreicht:

Februar 1929 -11.1°C, Februar 1956 -11.7°C und Januar 1963 -10.9°C.

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Die extremsten Kältewellen im 20. Jahrhundert an der Messstation Zürich-Fluntern (1929, 1956 und 1963) im Vergleich zur Kältewelle vom Februar 2012. Dargestellt ist der Verlauf der homogenen Tagesmittelwerte vom 1. Januar bis zum 28. Februar. Tagesmittelwerte unter Null Grad sind blau, solche über Null Grad rot eingefärbt.

Seit Messbeginn 1864 sind an der Messstation Zürich 15 Kältewellen mit einem minimalen 14-Tagesmittel von -9.0°C oder tiefer aufgetreten. Die Kältewelle vom Februar 2012 gehört bezüglich Intensität, hier definiert über das minimale 14-Tagesmittel, zu den 10 extremsten Ereignissen.  Die extremsten Kältewellen betrafen mit einer Ausnahme immer die Monate Januar und Februar. Einzige bisherige Ausnahme ist die massive Kältewelle vom Dezember 1879. Und die Natur kannte damals kein Erbarmen, denn bereits zwei Monate später, im Februar 1880, wurde die Schweiz von einer weiteren intensiven Kältewelle erfasst.

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Immer weniger Kältewellen

Über zwei Wochen anhaltende Kältewellen sind im Verlauf der letzten 150 Jahre deutlich seltener geworden. Ab Messbeginn 1864 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts traten sie häufiger auf als in der Folgezeit. Eine Häufung ist auch um 1940 festzustellen. Vor allem in den letzten vier Jahrzehnten sind ausgeprägte Kältewellen hingegen eine seltene Erscheinung. In die gleiche Zeit fällt auch die starke Zunahme der Wintertemperatur in der Schweiz.

Häufigkeit von Kältewellen an der Messstation Zürich in der Messperiode 1864 bis 2012. Aufgeführt sind Kältewellen mit einem minimalen 14-Tagesmittel von -9.0°C oder tiefer sowie solche mit einem minimalen 14-Tagesmittel von -6.0°C oder tiefer. Die Berechnung basiert auf homogenen Tagesmittelwerten.

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Eine Kältewelle ist eine in relativ kurzer Zeit auftretende starke Abkühlung auf unterdurchschnittliche Werte der Lufttemperatur. Kältewellen werden überwiegend mit Schneeschauern durch das Heranführen maritimer hochreichender Kaltluft aus dem Polargebiet, meist aus Nord-West, eingeleitet. Der Kaltluftvorstoss steht eng im Zusammenhang mit einer kräftigen Tiefdruckentwicklung, bei der auf der Rückseite eines Höhentrogs extrem kalte Luft weit nach Süden vordringen kann. Über einer frischen Schneedecke können durch Ausstrahlung die Minima der Lufttemperatur extrem niedrige Werte erreichen.

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In Mitteleuropa entstehen Kältewellen im Winter insbesondere durch Advektion sehr kalter Festlandsluft aus Nord-Ost. Klassisches Aktionszentrum ist ein dominantes Russlandhoch über Sibirien, das großräumig arktische Kaltluft nach Mitteleuropa führt. Mitunter bildet dieses sibirische Hochdruckgebiet einen Hochdruckkeil bis nach Skandinavien aus, so dass bei gleichzeitig tiefem Luftdruck über dem Mittelmeer mit einer östlichen Strömung Kaltluft bis nach Südwesteuropa vorstoßen kann. Die Kältewellen sind für Mitteleuropa meist gut dokumentierte Singularität (regelhaft eintretende Ausnahmen), in der kalten Jahreshälfte, verfrüht Mitte Oktober bis hin verspätet zu den Eisheiligen als Wintereinbrüche oder Hochwinterphasen, in der warme Jahreszeit als Zwischenphasen der sommerlichen Wärme. Sie treffen mit signifikanter Häufigkeit rundum gewisse Termine ein, können aber stark um diese Schwanken oder gänzlich ausfallen.

Lang andauernde Kältewellen sind in der Schweiz selten geworden. Die letzte massive Kältewelle erfasste unser Land im Februar 2012. Sie dauerte zwei Wochen. Gemittelt über 14 Tage sank die Temperatur in Zürich auf knapp minus 10 Grad. In den letzten vier Jahrzehnten sind massive Kältewellen aus unserem Winterklima fast verschwunden. In die gleiche Zeit fällt die starke Wintererwärmung. Trotz ihrer Seltenheit können sich Kältewellen aber immer noch sehr kräftig entwickeln. Die Kältewelle vom Februar 2012 gehörte zu den zehn extremsten 14-Tages-Ereignissen seit Messbeginn 1864.

Die extremsten Kältewellen lieferten vor allem die Monate Januar und Februar. Kein Erbarmen kannte die Natur im Winter 1879/1880. Nach anhaltend massiver Kälte im Dezember 1879 wurde die Schweiz nur zwei Wochen später in der zweiten Januarhälfte 1880 von einer weiteren intensiven Kältewelle erfasst. Es war ein klassischer Seegfröörni Winter. Fast schon regelmässig längeren Besuch von arktischer Kälte erhielt die Schweiz zu Beginn der 1940-er Jahre. Gleich in drei Wintern in Folge sank das extremste 14-Tagesmittel in Zürich jeweils im Januar unter minus 9 Grad. 1941 war auch eine Seegfröörni dabei. Allerdings war das Eis nicht tragfähig.

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