Jahreszeiten
Milder Winter 2019/20
Die Schweiz blickt auf den mildesten Winter seit Messbeginn 1864 zurück. Im landesweiten Mittel stieg die Wintertemperatur auf 0,7°C. Das liegt knapp 3°C über der Norm 1981‒2010. Eine ähnlich extreme Winterwärme mit landesweit über 0°C gab es erst viermal in der über 155-jährigen Messgeschichte der Schweiz. In einigen Regionen der Schweiz lagen die extremen Winterwerte deutlich über den bisherigen Rekorden.
![Winter 01.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_b9d62d8b32934e39a3fe29995e412c4f~mv2.png/v1/fill/w_790,h_474,al_c,lg_1,q_90,enc_avif,quality_auto/Winter%2001.png)
Extremwinter immer häufiger
Extreme Warmwinter mit einem landesweiten Mittel über 0 °C sind ein Phänomen der letzten 30 Jahre. Vor 1990 bis zum Messbeginn 1864 zurück blieb die landesweite Wintertemperatur immer deutlich im Minusbereich. In den letzten 30 Jahren folgten sich extreme Warmwinter zudem in immer kürzeren Zeitabständen. Waren es zunächst siebzehn und zehn Jahre mit deutlich kühleren Wintern dazwischen, liegt der letzte extreme Warmwinter mit landesweit über 0 °C erst vier Jahre zurück.
Monat für Monat hart am Limit
Alle drei Monate waren massiv zu warm. Der Dezember war der drittwärmste überhaupt nach 1868 und 2016. Stellenweise lag er sogar auf Platz 1, so in Altdorf, Meiringen oder auch in Sitten. Auch der Januar war sehr mild. Auf der Alpennordseite lagen die Temperaturen rund 3°C höher als sonst. Im Hochgebirge lag die Temperatur sogar 4°C über der Norm, und in Grächen und auf der Grimsel erreichte die Januartemperatur Platz 1. Schon bis zu diesem Zeitpunkt war der Winter extrem mild, aber dann legte der Februar noch einen oben drauf. Im Osten war es rund 5°C wärmer als sonst, und auch im Süden gab es etwa 4°C höhere Temperaturen als im Schnitt. Nur im Hochgebirge war der Wärmeüberschuss einigermassen moderat. Dort war beispielsweise der Februar 2019 deutlich wärmer. Generell dürfte aber auch der Februar 2020 als bisher wärmster in die Jahrbücher eingehen.
Weststürme und Hochdruckgebiete
Für die Winterwärme waren einerseits die zahlreichen Westwindlagen verantwortlich, die anhaltend milde Atlantikluft in den Alpenraum schaufelten und anderseits besonders im Januar Hochdruckgebiete, an deren Rand auch immer wieder warme Luft in den Alpenraum gelangte. Besonders im Februar führte dies auch zu lokalen Höchsttemperaturen. Am 23 Februar wurde in Zermatt, Grächen, Engelberg, Pully und Nyon jeweils ein neuer Februarrekord verzeichnet, in Grono am Folgetag. Schon früher im Monat gab es Stationsrekorde in Delsberg, Adelboden, Château-d’Oex, Magadino und in San Bernardino. Am 24. Februar schrammte Biasca mit 24,6°C haarscharf an einem Sommertag im Winter vorbei. In der kräftigen Westströmung gab es besonders von Ende Januar bis Ende Februar heftige Winterstürme. Es begann mit «Lolita». Sie brachte auf dem Zürichberg einen Spitzenwert von 125 Km/h. Es folgte «Petra» mit 171 Km/h auf dem Bantiger, dann kam der stärkste Sturm «Sabine» mit 202 Km/h auf dem Gütsch und 141 Km/hin Rünenberg/BL. Das war dort im Übrigen der höchste je gemessene Wert. Nur 2 Tage später folgte schon «Tomris», die vor allem dem Jura entlang viel Sturm brachte und zum Schluss kam noch «Bianca».
Keine Winterdepression
m Januar war die Sonne fast omnipräsent. Viele Hochdruckgebiete und kaum Nebel im Mittelland sorgten stellenweise für neue Rekorde bei der Sonnenscheindauer, so in Bern, Genf, Zürich und Basel. Generell war der Winter sonniger als sonst. In Bern und Basel gab es seit dem 1. Dezember fast 50% mehr Sonnenstunden als in einem Durchschnittswinter. Sonniger als sonst war es auch im Süden, allerdings ist dort der Überschuss an Sonnenstunden geringer.
Durchschnittlicher Niederschlag, aber kaum Schnee im Flachland
Die Niederschlagsmengen bewegen sich im Bereich des langjährigen Mittels. Trotzdem gab es grosse Unterschiede. Im Mittel- und Südtessin beschränkte sich der Niederschlag fast vollständig auf den Dezember. Sowohl in Locarno wie in Lugano gab es seit dem Jahreswechsel noch keine 10 Millimeter Niederschlag. In den Hochalpen war der Winter schneereich. Das hatte nicht nur mit dem Winterniederschlag zu tun, sondern in höheren Lagen fiel schon im Spätherbst viel Schnee. Im Flachland blieb es an vielen Orten durchgehend grün, in Bern gab es den ersten messbaren Schnee erst am 26. Februar, in Neuenburg erst am 27. Februar.
![Winter 02.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_e2db18639d8f4a338d2aaca293a1477e~mv2.png/v1/fill/w_935,h_514,al_c,q_90,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Winter%2002.png)
Auch der Winter 2022/2023 war in der Schweiz einer der mildesten seit Messbeginn. Gemäss Meteo Schweiz lag er im landesweiten Mittel 1,4 Grad über der aktuellen Klimanorm 1991–2020. Vor allem zwei markante Wärmeperioden – von Ende Dezember bis Mitte Januar und in der zweiten Februarhälfte – trugen zu diesem Wärmeüberschuss bei. Zudem war der Winter sehr trocken und schneearm, was in vielen alpinen Skigebieten für erhebliche Probleme sorgte. Die Bilder von grünen Alpenhängen, über die sich Skifahrer auf dünnen weissen Kunstschneebändern talwärts kämpfen, sorgten für Schlagzeilen. Es sind Bilder, an die man sich in Zukunft mit Fortschreiten der Klimaerwärmung wohl wird gewöhnen müssen. Denn: Milde Winter sind in den letzten Jahrzehnten zur Regel geworden. Im Vergleich zur vorindustriellen Periode 1871–1900 ist der Winter in der Schweiz im Durchschnitt 2,1 Grad wärmer geworden. Der letzte extrem kalte Winter 1962/63 liegt mittlerweile 60 Jahre zurück. Verglichen mit den grimmigen Wintern der vorindustriellen Periode waren die kältesten Winter der letzten drei Jahrzehnte höchstens durchschnittlich.
Wer allerdings glaubt, dass die Winter im Alpenraum seit je immer kalt und schneereich waren, der täuscht sich. Das zeigt ein Blick zurück in die Annalen der Meteorologie. Klimadaten sind hierzulande zwar erst etwa seit Ende des 19. Jahrhunderts einheitlich verfügbar. Die Menschen beobachteten und dokumentierten allerdings bereits in den Jahrhunderten zuvor das Wetter. «Diese Schilderungen zeigen, dass Winter mit frühlingshaften, ja sommerlich anmutenden Temperaturen sowie Schneelosigkeit auch in den vergangenen Jahrhunderten durchaus bekannte Witterungsmuster waren», sagt Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz.
Wer beispielsweise das 1882 verfasste Büchlein «Naturchronik der Schweiz» des Botanikers Christian Georg Brügger liest, hat bei seinen Ausführungen teilweise regelrechte «Déjà-vu»-Erlebnisse. Gemäss Stephan Bader deuten diese Chroniken darauf hin, dass es in der Vergangenheit sogar immer wieder Phasen gab, in denen Mildwinter gehäuft und über Jahre hinweg auftraten. Einige Beispiele:
Erdbeeren im Februar: 1538
Ausserordentlich warm war der Winter in der Schweiz 1529/30. Der Schnee blieb aus, und Ende Januar 1530 setzte die Baumblust ein, derweil «Frühlingsblumen in den Gärten ihre Farbenpracht entfalteten». 1537/38 folgte ein weiterer erstaunlich warmer Winter, in dem im Februar bereits die Erdbeeren reiften. Zwei Jahre später (1540) erhob sich in der Schweiz ab Februar eine «nie erlebte Wärme». Bereits im März reiften die Kirschen. Die extreme Wärme setzt sich den ganzen Sommer über fort (1540 war einer der markantesten Hitze- und Trockensommer in Europa in historisch dokumentierter Zeit) und dauerte bis Dezember.
Gras mähen im März: 1607
Hinweise auf noch extremeres Wetter sind in der Chronik im Winter 1606/07 zu finden. Im Januar 1607 haben in der Bündner Herrschaft die Kirschbäume geblüht, und Mitte Februar sollen die Störche zurückgekehrt sein. «Das lässt auf eine sehr grossräumige winterliche Wärmeanomalie schliessen», sagt Stephan Bader. Anfang März standen dann die Birnen und Trauben in Blüte, und das Gras konnte bereits gemäht werden. Warm und schneearm war zuvor bereits der Winter 1603/04 und anschliessend die Winter der Jahre 1610/11 und 1612/13.
Niemals Frost im Mittelland: 1749
Im Winter 1746/47 legte sich ebenfalls eine ausserordentliche Wärme über die Schweiz. Im Januar 1747 gingen die Kinder demnach barfuss, und «Veilchen und Erdbeeren blühten». Heizen war nicht nötig. Nur wenige Jahre zuvor, 1743/44, bescherte der Winter den damaligen Zeitgenossen ebenfalls beständige Wärme und schönes Wetter. Und bereits 1748/49 folgte abermals ein Winter mit ungewöhnlicher Wärme. Im schneelosen Januar 1749 soll es im Berner Mittelland niemals Frost gegeben haben.
Zu Fuss über den Panixerpass: 1797
Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts wird von ausgeprägter Milde und Schneelosigkeit bis in grosse Höhen berichtet. «Das erinnert lebhaft an die grünen Hänge und stillstehenden Skilifte aus unserer Zeit», sagt Stephan Bader. Der Winter 1796/97 blieb im bündnerischen Brigels (1300 Meter) sozusagen schneefrei. Nach einer sommerlichen zweiten Dezemberhälfte herrschte von Januar bis März vorwiegend schöne Witterung, und die Leute aus dem Glarnerland konnten gefahrlos über den Panixerpass nach Brigels kommen. Neben diesem Winter warteten in den 1790er-Jahren fünf weitere Winter mit sehr milden Temperaturen auf.
Staubige Strassen statt Schnee: 1885
Im hoch gelegenen Engadin sind schneearme Winter zwar selten. Aber selbst für diese Region finden sich in den Chroniken Hinweise auf extrem schneearme Winter oder auch mehrjährige Perioden mit ausgeprägter Schneelosigkeit. Im Jahr 1885 liess beispielsweise die milde und trockene Witterung den Herbstschnee verschwinden. Ende Dezember hatte man im Oberengadin «staubige Strassen und schneegefleckte Wiesen». Anstelle der üblichen Schlitten mussten wieder Wagen angespannt werden.
Um Mildwinter zu finden, reicht allerdings auch ein Blick in die nähere Vergangenheit. Mit dem Winter 1987/88 setzte in den Schweizer Alpen zum Beispiel eine Periode mit extrem milden und schneearmen Wintern ein. Die Dezemberwärme 1987 führte in den Bergen zu ausgesprochenem Schneemangel. Bis in eine Höhe von über 2000 Meter fiel Regen. Auf den milden Dezember 1987 folgte ein noch milderer Januar 1988. Bereits im Folgewinter wiederholte sich ein ähnliches Spiel mit Wärme und Schneeknappheit im Januar 1989. Ganz extrem wurde es dann im Winter 1989/90. Zwischen Weihnachten und Neujahr war Wintersport nur oberhalb von 2000 Meter möglich. In Montana und in Verbier im Wallis wurden als Alternative zum Schneesport die Golfplätze wieder eröffnet.
Doch wie erklärt es sich, dass bereits in der vorindustriellen Zeit, als der menschgemachte Klimawandel noch kein Thema war, derartige Wärmeanomalien im Winter auftraten? Und stellt das allenfalls sogar den Klimawandel infrage? Zunächst ist es wichtig, zu betonen, dass der Winter die Jahreszeit mit der grösstmöglichen Variabilität an Wetterlagen ist. Je nach Herkunft der dominierenden Luftmassen stellt sich ein völlig anderes Temperatur- und Niederschlagsregime ein. Die Bandbreite reicht dabei von milder Subtropenluft (bei Südwestlagen) bis zu eiskalter Kontinentalluft (bei Nordostlagen). Aufgrund dieser natürlichen Variabilität ist der Winter prädestiniert für extreme Wetterkonstellationen. So erklären sich auch die enormen Schwankungen, über die in den historischen Chroniken berichtet wird. Und der Winter bleibt nicht zuletzt wegen dieser Variabilität weiterhin eine «Wundertüte». Im Alpenraum muss daher auch in Zukunft mit kalten und schneereichen Wetterabschnitten gerechnet werden – trotz des Klimawandels.
Aber: Die Wahrscheinlichkeit für kalte Winter hat bereits messbar nachgelassen und wird weiter nachlassen. «Die historischen Aufzeichnungen zeigen zwar, dass extrem milde Winter als Phänomen bei uns nichts Neues sind. Neu ist heutzutage jedoch die Häufung von solchen Nicht-Wintern», sagt dazu Stephan Bader. Extreme Mildwinter waren in früheren Jahrhunderten also aufsehenerregende Episoden, die sich stark vom gefühlten «Normalzustand» unterschieden. Heute verdreht sich das Ganze mit dem Klimawandel allmählich ins Umgekehrte. «Warmwinter gehören jetzt zu unserer normalen Wintererfahrung», sagt Bader. Für Aufsehen sorgen hingegen kalte Episoden – wenn sie denn hin und wieder auftreten.
Unwettersommer 2021
Der Juni 2021 wird vielen in Erinnerung bleiben. Es hagelte gewaltig in diesem heissen und gewittrigen Monat, teils flogen ballgrosse Hagelkörner vom Himmel. Seit diesem Jahr ist die neue Schweizer Hagelklimatologie verfügbar und sie zeigt: so viel Hagel wie im Juni 2021 wurde in der 20-jährigen Messreihe nur selten verzeichnet. Auch die Hagelkorngrössen waren aussergewöhnlich.
![Hagel.jpg](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_fa498eab484c49129fe26b2f3305da87~mv2.jpg/v1/fill/w_744,h_460,al_c,lg_1,q_80,enc_avif,quality_auto/Hagel.jpg)
Der Juni war geprägt von vielen aufeinanderfolgenden Gewitterfronten. Neben starken Niederschlägen und schweren Windböen gab es vielerorts verheerenden Hagel, über mehrere Tage waren weiträumige Warnungen aktiv. Die Zeitungen und sozialen Medien zeigten Bilder von zerschlagenen Glashäusern und Dachziegeln, zerstörten Ernten und Gärten, sogar von durch Hagelkörnen verletzten Personen wurde berichtet. Zudem trugen durch Hagel und Blattwerk verstopfte Abflüsse zu Überschwemmungen bei. Der Wetterblog analysierte bereits die Wetterlage. Eine Einschätzung, wie aussergewöhnlich dieser Hagel-Juni mit seinen 13 Hageltagen aus klimatologischer Sicht war, erlaubt erstmals die neue Hagelklimatologie der Schweiz.
Im Norden sehr viele Hageltage im Juni
Im langjährigen Durchschnitt treten in der Schweiz zwischen null und vier Hageltage pro Jahr und Ort auf. Vergleichsweise häufiger hagelt es im Südtessin, im zentralen Mittelland entlang der Voralpen, besonders in der Napfregion und dem angrenzenden Emmental und Entlebuch, sowie entlang des Jurabogens. Sehr viel seltener kommt Hagel hingegen in den inneralpinen Regionen im Wallis und Graubünden vor.
![Hagel 1.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_16584330dcbf4cb5b8e3192bd9a740fc~mv2.png/v1/fill/w_935,h_321,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Hagel%201.png)
Links das langjährige Mittel der Hageltage im Juni (Zeitperiode 2002-2021), rechts die Anzahl Hageltage im Juni 2021 mit Spitzenreitern von sechs Hageltagen am gleichen Ort.
![Hagel 2.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_68120e8bf7e049e8be8b75ffc262a4e8~mv2.png/v1/fill/w_493,h_314,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Hagel%202.png)
Betrachtet man die Schweiz als Ganzes wurden im Juni 2021 insgesamt 13 Hageltage gezählt, nur vier Monate in der knapp 20-jährigen Messreihe kamen auf mehr Hageltage. Nur in den Jahren 2003, 2006, 2008 und 2017 gab es mehr Hageltage. Rote Linie: Wert im Juni 2021, kurze rote Linien: Jahresmittel. Als Hageltage zählen Tage, an denen mindestens über eine Fläche von 100 km2 eine Hagelwahrscheinlichkeit von 80% erreicht wurde.
![Hagel 4.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_eaaf78b1dfe542349d1386728c3a9a56~mv2.png/v1/fill/w_935,h_321,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Hagel%204.png)
![Hagel 5.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_5185c15693e44b80851bbc65a22f081e~mv2.png/v1/fill/w_557,h_341,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Hagel%205.png)
![Hagel 6.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_9e48f33ee0114321bc95d39d67ce9df0~mv2.png/v1/fill/w_577,h_103,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Hagel%206.png)
![Hagel 7.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_a2eab52c962b4691bc5bf01158814657~mv2.png/v1/fill/w_879,h_320,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Hagel%207.png)
Neben großen Hagelstürmen wurden im Juni 2021 auch viele Blitzeinschläge registriert. Das Bild zeigt die Dichte der Blitzeinschläge im Juni [Einschläge / km2]. Links sind die Wolke-zu-Boden-Blitzeinschläge (insgesamt fast zwanzigtausend), rechts sind die Entladungen und Wolke-zu-Wolke (insgesamt fast zweihundertsechzigtausend). Datenquelle: Météorage.
Im Juni gibt es durchschnittlich in den hagelreichen Regionen alle 1-2 Jahre mindestens einen Hageltag, in den übrigen Regionen seltener (Abbildung oben links). Das mittlere Maximum an Hageltagen am gleichen Ort beträgt ca. 3,5 Tage. Im Juni 2021 wurde an einigen Orten sogar an sechs Tagen Hagel verzeichnet. Spitzenreiter war das Gebiet zwischen Bern und Thun (Abbildung oben rechts). Seit 2002 wurden nur im Juni 2006 örtlich ebenso viele Hageltage verzeichnet. Die Karte der Abweichung der Hageltage zeigt, dass die Hagelzüge im Juni 2021 immer wieder die gleichen Regionen überzogen, während das Tessin und die östlichen Voralpen unterdurchschnittlich abschnitten: hier fiel vielerorts kein Hagel (Abbildung unten links). Die übermässige Gewitteraktivität zeigte sich auch in knapp zwanzigtausend Blitzeinschlägen und über 250 Tausend Wolken-Wolken Blitzen.
Das aussergewöhnliche Ereignis am 28.6.2021
Am 28.6.2021 trat das flächenmässig zweitgrösste Hagelereignis der Aufzeichnungen auf. Während das Gewitter über das Mittelland zog, gingen zahlreiche Hagelmeldungen auf der MeteoSchweiz App ein. Vielerorts wurden während des Ereignisses Korngrössen deutlich über 2 cm, teilweise sogar über 7 cm, gemeldet und fotografiert. Sturmjäger finden zwar immer wieder in der Schweiz vereinzelt solch grosse Körner, dennoch sind diese Geschosse lokal ein Extremereignis, das selbst in den hagelreichen Regionen an einem Ort statistisch seltener als alle 50 Jahre überschritten wird (Abbildung unten, rechts).
So viel Fläche von grossen Hagelkörnern betroffen wie seit 2009 nicht mehr
Wenn man die täglichen Ereignis-Flächen betrachtet, über welchen maximale Körner von 6 cm und mehr möglich waren, zeigt sich mehr als deutlich, wie extrem das Hageljahr 2021 bisher war. Nur im Rekordjahr 2009 gab es ein Ereignis, an dem eine ähnlich grosse Fläche wie am 28.6.2021 von solch grossen Hagelkörnern betroffen war.
Tägliche Hagelfläche über der Schweiz, auf der maximale Hagelkorngrössen von 6 cm und mehr möglich waren. Nur im Rekordjahr 2009 war an einem Tag eine ähnlich grosse Fläche betroffen.
In der monatlichen Gesamtschau der Hagelflächen liegt der Juni 2021 flächenmässig auf Rang 3 aller Monate, nur knapp hinter dem Juli 2009 und dem Juni 2006. Wenn man zusätzlich die Intensität berücksichtigt, und die Flächen mit maximalen Korngrössen ab 3 cm bzw. 6 cm zählt, setzt sich der Juni an die Spitze, vor die Monate im 2006 und 2009.
![Hagel 3.png](https://static.wixstatic.com/media/c9a5db_5de8046667ec479cbdc5b97696737513~mv2.png/v1/fill/w_560,h_314,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_avif,quality_auto/Hagel%203.png)