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Wetterlagen Schweiz

Das Klima der Schweiz ist stark durch Alpen und Atlantik geprägt und wird durch feuchte Luftmassen des Atlantiks und den trockenen Luftmassen des europäisch-asiatischen Kontinents beeinflusst. Je nach Lage der wetterbestimmenden Hoch- und Tiefdruckgebiete treten sehr unterschiedliche Windströmungen auf. Aus dem Zusammenwirken von Windrichtung, Luftfeuchtigkeit und Temperatur entstehen verschiedene Wetterlagen.

Einige der im Alpenraum auftretenden Wetterlagen zeichnen sich durch ein typisches Erscheinungsbild aus. Bei den Strömungslagen herrscht eine eindeutige Windströmung von einer gewissen Stärke, Ausdehnung und Dauer. Je nach Windrichtung entstehen durch den Einfluss der Alpen ganz spezifische Wetterlagen mit starken regionalen Unterschieden. Bei Lagen mit geringen Luftdruckunterschieden ist eine nur sehr schwache horizontale Luftbewegung typisch.

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Nordstaulage

Eine Nordstaulage tritt zu jeder Jahreszeit - so auch im Sommer - ziemlich oft auf und bringt in der Schweiz je nach Region ganz unterschiedliche Wetterbedingungen.

Nordstaulagen bringen den Nordalpen auch im Sommer wolkenverhangenes, trübes und niederschlagsreiches Wetter. Die Wolkenbasis ist meist tief und liegt gewöhnlich zwischen 1100 und 1400 Metern. Mit der Fernsicht ist es also in höheren Lagen im wahrsten Sinne des Wortes nicht weit her, sie beträgt nämlich infolge des Nebels etwa 2 bis 10 Meter. Bessere Sicht herrscht in den tieferen Lagen, weil die Luft, welche ursprünglich vom hohen Norden stammt, meist sehr sauber ist. Nichtsdestotrotz ist der Anblick der tiefliegenden Wolkendecke nicht unbedingt das, was man sich unter Ferienwetter vorstellt.

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Niederschlagshäufigkeit [%] bei Tagessummen des Niederschlags von mindestens 1 mm aller zyklonalen Nordwestlagen im Sommer (142 Fälle, Bild links) und aller zyklonalen Nordlagen im Sommer (47 Fälle, Bild rechts) in der Zeitperiode 1961-2010. Während die Alpensüdseite kaum 10 % Niederschlagshäufigkeit aufweist, bringen am zentralen und östlichen Alpennordhang 70 bis 80 % aller Tage mit Nordwest- oder Nordlagen mehr als 1 mm Niederschlag. Der Gotthard zeichnet sich dabei als markante Wetterscheide aus. (MeteoSchweiz)

Die bei Nordstaulagen einströmende Polarluft ist für Sommerverhältnisse typischerweise recht kalt, und deshalb sinkt die Schneefallgrenze hie und da auf 2000 Meter, wodurch die Alpenpässe nicht selten eine dünne Schneedecke aufweisen. In besonderen Fällen kann die Schneefallgrenze sogar auf unter 1500 Meter sinken.

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Median der täglichen Niederschlagsmenge [mm] aller zyklonalen Nordwestlagen im Sommer (die Hälfte der 142 Fälle weisen kleinere Mengen auf, Bild links) und aller zyklonalen Nordlagen im Sommer (die Hälfte der 47 Fälle weisen kleinere Mengen auf, Bild rechts) in der Zeitperiode 1961-2010. Von den östlichen Urner Alpen bis zum Alpstein fallen durchschnittlich 5 bis 8 mm pro Tag, während die Alpensüdseite trocken bleibt. (MeteoSchweiz)

Da es bei Nordstaulagen am Alpennordhang oft sonnenlos ist, steigen auch die Temperaturen kaum an, es gibt speziell in Glarus hie und da Tage mit einem Tagesmaximum von nicht einmal 15 Grad.

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Median der relativen Sonnenscheindauer [%] aller zyklonalen Nordwestlagen im Sommer (die Hälfte der 86 Fälle weisen kleinere Werte auf, Bild links) und aller zyklonaler Nordlagen im Sommer (die Hälfte der 21 Fälle weisen kleinere Werte auf, Bild rechts) in der Zeitperiode 1981-2010. Neben dem zentralen und östlichen Alpennordhang weist auch Nord- und Mittelbünden kaum Sonne auf, ganz im Gegensatz zum Mittel- und Südtessin. (MeteoSchweiz)

Wer durch oder über den Gotthard in den Süden fährt, ist oft überrascht vom raschen Wetterwechsel. Während sich das Wetter in Göschenen noch grau und nass präsentiert, ist die Bewölkung in Airolo auf der anderen Seite des Gotthardtunnels bereits stark aufgelockert und die Sonne zeigt sich schon recht oft. Südlich von Faido ist es bereits oft fast wolkenlos und im Mittel- und Südtessin wölbt sich ein stahlblauer Himmel. Die Luft ist ausserordentlich klar. Auf den Berggipfeln des Südtessin, zum Beispiel auf dem Monte Generoso, kann man problemlos den fast 200 km entfernten Appenin erkennen. Auch die Westalpen, welche sich sogar in über 200 km Entfernung befinden, sind klar erkennbar.

Durch die trockenadiabatische Erwärmung beim Abstieg von den Alpenpässen erreicht der Nordwind die Niederungen der Alpensüdseite als warmer Fallwind. Dieser Effekt wird tagsüber durch die hohe Sonneneinstrahlung noch verstärkt. So kommt es nicht selten vor, dass am Nachmittag in Locarno oder Lugano Temperaturen von deutlich über 25 Grad gemessen werden, hie und da können sogar gegen 30 Grad erreicht werden. Der Temperaturunterschied zu den tiefen Lagen am Alpennordhang kann 15 Grad erreichen. Während also etwa in Glarus oder Altdorf Frösteln angesagt ist, kommt man in windgeschützten Lagen im Südtessin auch ohne Anstrengung ins Schwitzen.

Nordwestlage

 

Eine Nordwestlage entspricht einer Strömung, die aus nordwestlicher Richtung über die Alpen weht. Kalte, feuchte Polarluft wird bis in die Alpen getragen. In der Folge sind die Temperaturen in der Schweiz oft verhältnismässig tief, und es kommt häufig zu Niederschlägen.

Die Nordwestlage ähnelt einer Westströmung, die Mittelpunkte des Geschehens (Hochs, Tiefs) verlagern sich jedoch. Die Schweiz liegt in einer Nordwestströmung, wenn sich das Azorenhoch über dem nahen Atlantik in Richtung Norden ausdehnt und sich ein Tief zwischen Skandinavien und Osteuropa befindet. Diese Strömung trägt kühle und feuchte polare Meeresluft in die Schweiz. Die Niederschläge sind seltener, wenn die Strömung durch Hochdruck bestimmt ist. Umgekehrt regnet es häufiger, wenn die Strömung durch Tiefdruck bestimmt ist. Wenn sich die Strömung in nördlichere Richtung dreht, wird kalte arktische Luft in die Schweiz getragen. Eine solche Nordströmung ist in der Regel weniger feucht als eine Nordwestströmung.

Im Winter sind Nordwestlagen am häufigsten und dynamischsten. Das Wetter ist auf der Alpennordseite üblicherweise wolkig, mit häufigeren Niederschlägen entlang der Voralpen und des Juras. Dabei kann es zu ergiebigen Schneefällen kommen. Die Temperaturen liegen nahe bei den Durchschnittswerten; Schnee kann bis in tiefe Lagen fallen. Während der Wind in der Höhe in nordwestliche Richtung weht, bläst er über dem Mittelland aus Südwest. Erreicht kalte Luft die Rückseite einer Front, kann über dem Südjurafuss der Joran auftreten, was die Entwicklung grösserer Aufhellungen über dem Mittelland begünstigt. Dank einer Nordföhnlage ist das Wetter auf der Alpensüdseite meist trocken und sonnig. Wolken und Niederschläge können jedoch gegen Süden wandern, wenn die Strömung stark ist.

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Satellitenbild und Isobarenkarte der auf Meereshöhe reduzierten Luftdruckwerte (in hPa) vom 8. Dezember 2017. Über Europa ist ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet (T für Tief) mit Zentrum über Skandinavien zu sehen. Über den Alpen weht eine Nordwestströmung. Warmfronten sind in Rot angegeben, Kaltfronten in Blau und Okklusionsfronten in Rosa (Kombination einer Kalt- und einer Warmfront). (© MeteoSchweiz)

Wird die Nordwestströmung durch ein Tief bestimmt und ist sie dynamisch, kann sich ein Tief über dem Golf von Genua bilden, das das Wetter auf der Alpensüdseite beeinflusst.

Im Sommer sind Nordwestlagen seltener als im Winter und deutlich weniger dynamisch. Der Wind ist somit schwächer. Das Wetter ist oft wolkig, es treten Schauer und zum Teil auch Gewitter auf. Die Temperaturen liegen unter den Durchschnittswerten. Wie im Winter fällt Niederschlag hauptsächlich über dem Alpennordhang und entlang des Juras. Ist die Luftmasse instabil, kann auch die Alpensüdseite von Schauern und Gewittern betroffen sein.

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Satellitenbild und Isobarenkarte der auf Meereshöhe reduzierten Luftdruckwerte (in hPa) vom 2. Juli 2017. Zwischen Island und Russland ist ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet zu sehen. Über den Alpen weht eine Nordwestströmung. Warmfronten sind in Rot angegeben, Kaltfronten in Blau und Okklusionsfronten in Rosa (Kombination einer Kalt- und einer Warmfront). (© MeteoSchweiz)

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Westwindlage

 

Westwindlagen zeichnen sich durch unbeständiges Wetter in West- und Mitteleuropa aus. Warm- und Kaltfronten ziehen über die Schweiz. Auf Stürme und Niederschläge folgen kurze Aufhellungen, bevor erneut Niederschlag einsetzt.

Der Atlantik bestimmt das Klima der Schweiz und von ganz Mittel- und Nordeuropa. Die Schweiz befindet sich in der Westwindzone, weshalb die meiste Zeit des Jahres feucht-milde Luftmassen aus westlichen Richtungen zur Schweiz gelangen. Bei einer Westwindlage fliesst feuchte Luft in einer westlichen Höhenströmung vom Atlantik gegen Europa. Eingelagert in dieser Westströmung ziehen mit einem Tiefdruckgebiet verbundene Polarfrontwellen im zeitlichen Abstand von ein bis zwei Tagen über Mitteleuropa hinweg. Westwindlagen können mehrere Tage, bisweilen sogar über eine Woche andauern. Sie stellen sich vor allem von Herbst bis Frühling ein. Die Wetteraktivität ist auf der Alpennordseite erheblich grösser als auf der Südseite.

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Bei einer Westwindlage führt der Durchzug eines Frontensystems mit Warm- und Kaltfront zu wechselhaftem Wetter. Zuerst ziehen Wolken auf, bevor mit dem Durchzug der Warmfront Niederschlag einsetzt. Im Winter kann das im Mittelland zu starkem Schneefall führen. Später, wenn der Warmsektor (Zone zwischen Warmfront und Kaltfront) durchzieht, lockert sich die Bewölkung mit zunehmendemAbstand vom Tiefdruckzentrum immer weiter auf. Auch eine Kaltfront kündet sich mit Wolken an, doch ist das Wolkenband im Vergleich zur Warmfront bedeutend schmaler. Im Sommer bilden sich an einer Kaltfront meist Gewitterwolken, im Winter ist dies die Ausnahme. Auf der Rückseite einer Kaltfront bilden sich in der frischen Polarluft vor allem tagsüber Quellwolken und es kann zu einer markten Abkühlung kommen.

Bei einer dynamischen Westströmung können Tiefdruckgebiete, die sich über Nordeuropa bilden, manchmal starke Winde über der Schweiz erzeugen. Man spricht dann von einem Wintersturm. In solchen Lagen werden Warnungen vor stürmischen Winden herausgegeben.

Das Satellitenbild zeigt eine voll entwickelte Polarfrontwelle über Westeuropa (31. Januar 2018). An der Warmfront haben sich in der über die schwerere Kaltluft aufgleitenden Warmluft ausgedehnte Wolkenmassen gebildet, die weite Teile der Nordsee überdecken. Das Gebiet vor der Warmfront wird als Aufzugsgebiet bezeichnet, da mit der Annäherung der Warmfront immer dichter werdende Wolkenfelder am Himmel aufziehen. (© MeteoSchweiz)

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Durchzug eines typischen Frontensystems mit Warm- und Kaltfront und den dazugehörenden Niederschlagszonen. (© MeteoSchweiz)

Südwestlage

Bei einer Südwestlage weht eine Strömung aus südwestlicher Richtung über die Alpen. Die Strömung trägt milde, feuchte Ozeanluft in die Schweiz.

Die Südwestlage ähnelt einer Westströmung, die Mittelpunkte des Geschehens (Hochs, Tiefs) verlagern sich jedoch. Üblicherweise liegt die Schweiz in einer Südwestströmung, wenn sich das Azorenhoch im Atlantik nach Westen verschiebt und sich ein Tief über dem nahen Atlantik befindet und sich in Richtung Iberische Halbinsel ausdehnt. Die Strömung trägt milde, feuchte Ozeanluft in die Schweiz. Die Niederschläge sind seltener, wenn die Strömung durch Hochdruck bestimmt ist. Umgekehrt regnet es häufiger, wenn die Strömung durch Tiefdruck ist. Dreht sich die Strömung in südlichere Richtung, wird warme subtropische Luft in die Schweiz getragen.

Im Winter sind Südwestlagen am dynamischsten. Das Wetter ist auf der Alpensüdseite üblicherweise wolkig, im Westen des Landes kommt es zu Niederschlägen. Je nach Temperatur der Luftmasse können an den West- und Südhängen der Alpen ergiebige Schneefälle auftreten. Die Temperaturen liegen meist über den Durchschnittswerten. Der Wind weht in der Höhe und über dem Mittelland in südwestliche Richtung. Bei einem Überdruck auf der Alpensüdseite bläst der Südföhn in den Alpentälern der Alpennordseite. Der nordöstliche Teil des Landes wird weitgehend vom Niederschlag verschont, es kommt dort zu Aufhellungen.

Im Sommer sind Südwestlagen seltener als im Winter und deutlich weniger dynamisch. Der Wind ist somit schwächer. Die Luftmasse ist warm und instabil, was die Entwicklung von Schauern und Gewittern in den meisten Regionen begünstigt.

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Satellitenbild und Isobarenkarte der auf Meereshöhe reduzierten Luftdruckwerte (in hPa) vom 6. März 2019. Ein grossflächiges Tiefdruckgebiet über den Britischen Inseln (T für Tief) dehnt sich bis über die Iberische Halbinsel aus. Über den Alpen weht eine Südwestströmung. Warmfronten sind in Rot angegeben, Kaltfronten in Blau und Okklusionsfronten in Rosa (Kombination einer Kalt- und einer Warmfront). (© MeteoSchweiz)

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Satellitenbild und Isobarenkarte der auf Meereshöhe reduzierten Luftdruckwerte (in hPa) vom 4. Juni 2019. Über Westeuropa ist ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet zu sehen. Über den Alpen weht eine Südwestströmung. Warmfronten sind in Rot angegeben, Kaltfronten in Blau und Okklusionsfronten in Rosa (Kombination einer Kalt- und einer Warmfront). © MeteoSchweiz ( © MeteoSchweiz)

Südlage

Föhn ist bekanntlich im Wesentlichen an Süd- bis Südwestlagen gekoppelt. Da diese hauptsächlich im Frühling und Herbst auftreten, erstaunt es nicht, dass der Föhn und auch der Südstau auf der Alpensüdseite zu diesen Jahreszeiten häufig sind. Nicht umsonst gelten auf der Alpensüdseite der Frühling und der Herbst die Hauptregenzeit, während der Winter oft recht trocken ist.

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Prozentuale Häufigkeit der Süd- und Südwestlagen in den verschiedenen Jahreszeiten in den Jahren 1961-2010. Im Frühling und Herbst treten Süd- und Südwestlagen immerhin an fast 30% aller Fälle auf. In den Monaten April und Mai (hier nicht gezeigt) liegt die Häufigkeit der Süd- und Südwestlagen sogar noch höher. (Meteoschweiz)

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Mittlere Monatssummen der Niederschläge [mm] in Mosogno und Camedo in den Jahren 1991-2020. Speziell in den Monaten April, Mai und von August bis November sind die Niederschlagsmengen im Centovalli und im Onsernonetal sehr hoch. Während im August noch teilweise Gewitter für diese hohen Regensummen verantwortlich sind, bringt in den übrigen Monaten der Südstau die sehr hohen Mengen zustande. Dies vor allem im April und Mai sowie von Ende September bis Ende November. In den Wintermonaten sind die Niederschlagsmengen deutlich geringer, weil in diesen Monaten Südstaulagen selten sind. (MeteoSchweiz)

Die Südwest- und Südlagen bewirken - wie oben angedeutet - auch, dass südlich der Alpen im Spätfrühling und Herbst häufig Stau und Niederschlag aufritt. Dies im krassen Gegensatz zum diesjährigen Frühling, welcher durch extreme Trockenheit auf der Alpensüdseite auffällt, welche erst durch die soeben gefallenenen Niederschläge etwas gelindert wurde. 

Es gab in der Vergangenheit schon Monate, die fast durchwegs von Südwest- und Südlagen geprägt waren. Zu erwähnen sind etwa der April 1983 und der April 1986. In solchen Fällen kommt es vor, dass in den extremen Staugebieten der Alpensüdseite in einem Monat mehr Niederschlag fällt als im Schweizer Mittelland während des ganzen Jahres. So kamen im April 1986 in Camedo über 1200 mm Regen zusammen, in der Region Zürich fallen im Durchschnitt im Jahr etwa 900 bis1100 mm.

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Im April 1986 häuften sich die Südstaulagen in extremem Mass. So wurden im Tessin nicht weniger als 24 Niederschlagstage gezählt. Die Monatssummen waren teilweise extrem hoch. Im Centovalli und im Onsernonetal, wo bei Südstaulage stets die grössten Niederschlagssummen zusammenkommen, wurden rund 1200 mm registriert. Dies entspricht in etwa der Jahresssumme an vielen Orten der Alpennordseite. (Meteoschweiz)

Südostlage

Südostlagen sind eher selten. n den Wintermonaten bringt östlicher Bodenwind, nämlich die Bise, auf der Alpennordseite oft Hochnebel. Wenn die Wetterlage einen tiefdruckbestimmten Charakter aufweist, liegt die Hochnebelobergrenze meist bei 2000 Metern. Sie ist auch nicht mehr eindeutig schichtförmig, so dass man in diesem Fall besser von hochnebelartiger Bewölkung spricht. Ja nachdem, ob in der Höhe eher östliche oder südöstliche Winde wehen, erreicht diese Bewölkung unterschiedlich weit in die Alpentäler hinein. Bei südöstlichen Höhenwinden sind viele Alpentäler nicht von hochnebelartiger Bewölkung betroffen.

Im Gegensatz zu den klassischen Hochnebellagen zeichnen sich tiefdruckbestimmte (zyklonale) Ost- bis Südostlagen dadurch aus, dass auch oberhalb der hochnebelartigen Bewölkung oft dichtere Bewölkung herrscht und die Sonne nur zeitweise durchkommt.

Speziell auf der Alpensüdseite hat die Anströmungsrichtung bei zyklonalen Ost- oder Südostlagen grosse Auswirkungen auf das Wetter. Herrschen östliche Winde, ist es bis auf das Südtessin überwiegend trocken und zeitweise scheint die Sonne.

Anders bei südöstlicher Anströmungsrichtung. Dann ist es meist stark bewölkt und speziell im Süd- und Westtessin sowie in der Simplonregion kommt es zu Niederschlägen, welche hie und da recht ausgiebig sein können.

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Zentralwert der relativen Sonnenscheindauer aller Tage mit zyklonalen Ostlagen auf 500 hPa in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar in den Jahren 1981 bis 2010. Sonnige Abschnitte sind vor allem auf der Alpensüdseite sowie im Wallis zu erwarten. (MeteoSchweiz)

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Zentralwert der relativen Sonnenscheindauer aller Tage von zyklonalen Südostlagen auf 500 hPa in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar in den Jahren 1981 bis 2010. Die Sonne scheint im Gegensatz zu zyklonalen Ostlagen nicht auf der Alpensüdseite, sondern hie und da in Nordbünden und im Zentralwallis. (MeteoSchweiz)

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Dass es bei tiefdruckbestimmten Südostlagen im westlichen Tessin und in der Simplonregion zu Niederschlägen kommt, erstaunt nicht, denn die Strömung wird durch die nach Nordwesten immer höheren Berge (östliche Walliser- und nordwestliche Tessiner Alpen) gestaut.

Auf den ersten Blick hingegen überraschend sind die bedeutenden Niederschläge im Münstertal, während beispielsweise das Puschlav und das Bergell davon fast nicht betroffen sind. In diesem Fall lohnt sich ein Blick auf die Topografie. Bei südöstlicher Anströmung bleiben das Puschlav und auch das Veltlin durch die hohen Bergen des Adamello- und Ortlergebietes geschützt und erhalten kaum Niederschlag. Das Unterengadin seinerseits profitiert vom Schutz der hohen Berge im Süden und Südosten, genauer gesagt durch die Berggipfel Piz Laschadurella - Piz Pavna Dadaint - Piz Pisoc - Piz Lischana – Piz S-chalambert Dadaint. Diese Berge sind über 3000 Meter hoch, so dass das Unterengadin von einem markanten Leeeffekt profitiert und meist trocken bleibt.

Das Münstertal ist gegen die Feuchtezufuhr aus Südosten relativ offen, der Stau erfolgt erst gegen den Ofenpass und die dortigen umliegende Berge hin.

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Schematische Darstellung der Stömungsverhältnisse bei zylonalen Südostlagen im Bereich Münstertal und Unterengadin. Die roten Linien stellen Gebirgszüge dar, an welchen die feuchten Südostwinde (violette Pfeile) gestaut werden. (MeteoSchweiz)

Zentralwert der täglichen Niederschlagsmenge [mm] aller Tage mit zyklonalen Südostlagen auf 500 hPa in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar in den Jahren 1961 bis 2010. Die grössten Niederschläge fallen - nicht unerwartet - im westlichen Tessin und in der Simplonregion. Weniger zu erwarten ist hingegen das lokale Maximum im Münstertal, auf welches weiter unten noch eingegangen wird. (MeteoSchweiz)

Nordostlage

Die Bise ist ein nordöstlicher Wind, der hauptsächlich über das Mittelland weht. Im Sommer bringt die Bise trockene Luft und Temperaturen, die meist der Jahreszeit entsprechen, mit sich. Im Winter sorgt die Bise für kalte und relativ feuchte Luft, die die Wolkenbildung in tiefen Lagen begünstigt.

Die Bise tritt auf, wenn ein Hochdruckgebiet über dem nördlichen Teil von Mittel- oder Nordeuropa und ein Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeer bestehen. Das Hochdruckgebiet verhindert, dass die vom Atlantik kommenden Tiefdruckgebiete über Europa zirkulieren, und sorgt für eine Ost- bis Nordostströmung über der Südseite und somit über der Schweiz. Diese Strömung wird als Bise bezeichnet.

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Typische Lage einer Bisenströmung mit einem Hoch (H) über den Britischen Inseln und einem Tief (T) über dem Mittelmeer. (©MeteoSchweiz)

Die Bise ist vor allem im Mittelland und insbesondere in der Genferseeregion spürbar. Die von Osten kommende Luft wird zwischen dem Jura und den Alpen kanalisiert und gewinnt in Richtung Westen mit abnehmendem Abstand zwischen den zwei Gebirgen an Geschwindigkeit. Bei starker Bise und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kann sich an den Ufern von Seen gefrierende Gischt bilden. Die Region Genf ist in solchen Situationen besonders gefährdet.

Im Sommer ist die von Osten herbeiströmende kontinentale Luft relativ trocken. Im gesamten Land herrscht sonniges Wetter bei für die Jahreszeit üblichen Temperaturen. Im Winter ist die Temperatur der herbeiströmenden Luft oft tiefer und die relative Luftfeuchtigkeit deutlich höher, wenn die Bise auftritt. Die vertikale Mächtigkeit dieser Schicht aus kühler oder kalter Luft mit einem hohen Feuchtigkeitsgehalt beträgt zwischen 500 und 2000 m. Aufgrund der Subsidenz (Absinken der Luft unter Einfluss eines Hochdruckgebiets) befindet sich darüber warme und trockene Luft. Diese zwei Luftmassen sind durch eine Inversionsschicht getrennt, die von geringer Mächtigkeit, aber dennoch ausgeprägt ist. In einer Inversionsschicht steigt die Temperatur mit zunehmender Höhe, statt zu sinken. Sie tritt in Hochdruckgebieten auf, in denen die Luft grossräumig absinkt und sich erwärmt. Dadurch trocknet die Luft aus und die Wolken lösen sich auf. Darunter kondensiert die kalte Luft zu Nebel. Die horizontale Inversionsschicht blockiert den vertikalen Luftaustausch.

In der Schicht aus feuchter Luft nahe dem Boden sorgt starker Wind für eine ausgeprägte Verwirbelung. Wenn die Luft ausreichend feucht ist, bildet sich eine tiefe Schichtwolke (Stratus, Hochnebeldecke). Die Obergrenze dieser Wolke befindet sich auf der Höhe der Unterseite der Inversionsschicht. Die Höhe der Wolkenuntergrenze hängt vom Feuchtigkeitsgehalt der Luft ab.

Auch wenn die Bise oft trockenes, stabiles Wetter bedeutet, kann es mitunter vorkommen, dass sie zusammen mit Wolken und Regen (oder Schnee) auftritt. In diesem Fall spricht man von der «schwarzen Bise». Diese tritt auf, wenn das Tief in der Nähe der Alpen in einer Ost- bis Südostströmung Feuchtigkeit mit sich bringt.

Schwarze Bise

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